Potsdam
Stan Douglas: Potsdamer Schrebergärten
Wolfgang Mattheuer: Der Nachbar, der will fliegen
Das Minsk 24.09.2022–15.01.2023
von Claudia Wahjudi
Wolfgang Mattheuers bronzene Figur schaut nun auf Potsdam herab. Mit grimmiger Miene, die Rechte zur Faust geballt, in der Linken die Tiermaske, die er gerade abgenommen hat, blickt der „Maskenmann / Gesichtzeigen“ (1981) vom Brauhausberg ins Tal. Hinten schimmert der neue Landtag, der aussieht wie das alte Stadtschloss. Im Mittelgrund klotzt eine Shopping-Mall, in der sich der Hauptbahnhof versteckt. Vorn ragt eine wettkampftaugliche Schwimmhalle auf. Sie würde den Blick auf die Havel versperren, stünden nicht links nagelneue Wohnblöcke, die nun ihrerseits den Badegästen die Aussicht verstellen. In Potsdam wurde und wird gebaut, dass es kracht. Für Streit sorgte unter anderem das ehemalige Terrassenrestaurants „Minsk“, das im Rücken des „Maskenmanns“ steht: ein modernistischer Flachbau, im Stadtzentrum eines der letzten markanten Häuser aus DDR-Jahren. Er sollte abgerissen werden.
Doch Ende September 2022 hat das Gebäude komplett saniert wieder aufgemacht – als Kunsthaus Das Minsk, als zweite Kunstinstitution der Stiftung Hasso Plattner in Potsdam. In der ersten, dem 2017 eröffneten Museum Barberini, liegt der Schwerpunkt auf Impressionismus. Nun soll Das Minsk Kunst aus der DDR und Zeitgenössisches zeigen. Die Erwartungen an das, was Gründungsdirektorin Paola Malavassi geplant hat, stecken zum Start zwei Einzelausstellungen und mehrere kleinere Präsentationen ab. So wehen drei Flaggen von Rufina Bazlova mit folkloristischem Kreuzstickmuster vor dem Haus. Drinnen kommentieren im Aufzug und auf Säulen Dan Perjovschis Zeichnungen Kunstbetrieb und Politik. Ein Saal im ersten Stock ist für Gegenüberstellungen von Exponaten aus Hasso Plattners Depot und anderen Sammlungen…