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Ausstellungen: München · von Martin Blättner · S. 292 - 292
Ausstellungen: München , 2004

MARTIN BLÄTTNER
Strange Massenger: The Work of Patti Smith

Haus der Kunst, München, 19.12.2003 – 29.2.2004

Das gelb-schwarze Absperrband mit der Signalhaften Aufschrift “FIRE LINE DO NOT CROSS” klebt auf zweiteiligem Büttenpapier – ein Überbleibsel des 11. September 2001. Der Kubus inmitten des Ausstellungsraums ist mit Bildobjekten, Zeichnungen und Drucken bestückt, die sich mit dem Horror des Terror-Anschlags auseinander setzten. Die fotografierten, digitalisierten oder nachgezeichneten Ruinen des World Trade Centers verändern sich in der grafischen Bildfolge von Katastrophen-Szenarien (die fern an die Katastrophen-Bilder eines Andy Warhol erinnern, insbesondere an die Siebdrucke in Silbergelatine) zu assoziierten Mahnzeichen: sie konfrontieren mit dem biblischen Turm zu Babel. Kupferstiche aus dem 16. Jahrhundert illustrieren den “Fall von Babylon”, den Einsturz mit der folgenreichen Konfusion, wie ihn die heilige Schrift lehrt. Die künstlerischen Botschaften von Patti Smith – sie ist uns seit den sechziger Jahren hierzulande hauptsächlich als Rock-Sängerin geläufig – sind allerdings durchaus differenziert, ambivalent und vielschichtig: mit ihren kalligrafischen Niederschriften antwortet sie jedenfalls geradezu seismografisch auf das Beben am Ground Zero. Sensitiv vermengen sich Textzeilen aus dem Friedens-Evangelium der Essener mit Schriftzeichen aus dem Koran oder fließen aus eingeständiger Poesie in die Schriftbilder ein, die mit unmittelbarer, sozusagen physisch-psychischer Erregung auf den Schock der eingestürzten Zwillingstürme reagieren. Tatsache ist allerdings auch, dass sich die Künstlerin bereits 1978 in ihrem Gedichtband Babel mit der Hybris des Menschen auseinander setzte.

Mystischen Gedanken-Verbindungen gegenüber, die nicht frei von Zorn sind oder sich sogar als schwarzer Humor offenbaren (so der Titel “Südturm – Geburtskuchen” – gezeigt wird das Stahlskelett mit…


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von Martin Blättner

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