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Ausstellungen: Wuppertal · von Sven Drühl · S. 346 - 347
Ausstellungen: Wuppertal , 2000

Sven Drühl
Surreale Welten

Von der Heydt-Museum, Wuppertal, 4.6. – 3.9.2000
Kunsthalle Tübingen, 17.9. – 12.11.2000

Ein Hamburger Sammler, der anonym bleiben möchte, hat über viele Jahre hinweg Kunstwerke zusammengetragen, die seinem Faible für das surreale Moment, die groteske Verzerrung und die unheimliche, existentielle Bedrohung entsprechen. Das Resultat dieser ungewöhnlichen Sammelleidenschaft – über 250 Exponate von rund 50 Künstlern – wird nun durch eine äußerst eindrucksvolle Ausstellung museal gewürdigt.

Das Phantastische, Düstere und Geheimnisvolle hat immer Konjunktur möchte man meinen. Und so erscheint es auch nur richtig, dass dem Betrachter aus beinahe allen präsentierten Werken Monstren entgegenblicken, dass Orte zu Unorten werden, Bildperspektiven (die Bürgen einer vermeintlich unhinterfragbaren Realität) Unstimmigkeiten enthalten und Menschen sich mit Dingen zu irrealen Konglomeraten verbinden. Ausgeburten besonders kranker (nicht im Sinne der Art Brut) oder eben besonders kreativer Köpfe.

Die Auswahl konzentriert sich keineswegs allein auf Werke des Surrealismus, wie der Titel “Surreale Welten” glauben machen könnte. Vielmehr gibt es zahlreiche Arbeiten zu sehen, die man als eine Art Vorläufer surrealer Tendenzen begreifen kann. Alles ist möglich. Nichts verboten oder zu verquer. Die Regeln und Gesetze der Naturwissenschaft sind außer Kraft. Die Künstler-Phantasie entwindet sich dem Realitätsdruck und entführt in unheilsschwangere, düstere Visionen. Interessanterweise sind in der Sammlung bedeutende Arbeiten aus dem 18. Und 19. Jahrhundert enthalten, die ausgewiesenen Errungenschaften der Moderne huldigen: der totalen Unabhängigkeit des Individuums und der Freiheit des Geistes.

Die Kerkerbilder von Giovanni Battista Piranesi gehören darunter wohl zu den verstörendsten Werken des 18. Jhds. In ihnen feiert der Künstler die Düsternis und verwirrt den Betrachter…


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