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Biennalen · von Johannes Meinhardt · S. 300 - 307
Biennalen ,

The Lives and Loves of Images

Biennale für aktuelle Fotografie 2020
Mannheim, Ludwigshafen, Heidelberg 29.02.–31.05.2020

von Johannes Meinhardt

Gerade weil diese Fotobiennale, die von 2005 bis 2017 alle zwei (2020 ausnahmsweise drei) Jahre in den Städten Mannheim, Ludwigshafen und Heidelberg stattgefunden hat und stattfindet, ,Biennale für aktuelle Fotografie‘ heißt, ist es auffällig, wie stark dieses Mal ihr Bezug zur Fotografie durch das Interesse an der Fotografie als historisches Phänomen, als analoges Medium, als soziale und ökonomische Praxis und als ontologisch spezifischer Typ von ,Bild‘ bestimmt ist. Während die analoge Fotografie noch ein klar definiertes, durch seine technischen Bedingungen und seine Entstehung definiertes Aufzeichnungsmedium war, bei dem ein materieller Träger die eingezeichneten Spuren physikalischer und chemischer Prozesse aufbewahrt, und bei dem deswegen das ,Bild‘ (die optische Wahrnehmungsgestalt) an diesen Prozess und an diesen Träger gebunden ist, erlauben digitale Bilder mit ihrer scheinbaren und scheinhaften Immaterialität und Unabhängigkeit von einem Träger keine Wahrnehmung mehr der Spezifika eines bestimmten Mediums, einer materiellen Realität und der Spuren eines Prozesses.

In einem gewissen Sinn hat die Digitalisierung nicht nur die Differenz von Gemälden einerseits, also Bildsprachen im starken, semiotischen Sinne des Wortes, die durch eine nachvollziehbare, abzählbare Menge von bewussten Entscheidungen oder Wahlen entstanden sind (die unter dem Oberbegriff Komposition zusammengefasst werden), und von Fotografien andererseits, also Aufzeichnungsmedien, die energetische Realität, das durch die Linse einfallende Licht, diagrammatisch aufzeichnen (sie sind semiotisch primär kausale Indexe), und die durch objektive, maschinelle, bewusstlose Prozesse entstanden sind, eingezogen oder beseitigt; sondern sie hat die Grundlagen semiotische Differenzierung und mit ihr von Medientheorie…

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von Johannes Meinhardt

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