München
The World in My Hand
Alexander Tutsek-Stiftung 19.04.–31.10.2024
von Heinz Schütz
Unter den High-Tech-Erfindungen der jüngeren Zeit hat das Smartphone eine exzeptionelle Karriere durchlaufen. Es ließ seine Vorgeschichte als mobiles Telefon, dessen Funktion es bis heute erfüllt, weit hinter sich und entwickelte sich zu einem Mikrocomputer, zu einem multifunktionalen Gerät und scheinbar überlebensnotwendigen, ständig und überall griffbereiten Fetisch. Mit dem Zugang zum World Wide Web und damit auch den sozialen Netzwerken erweitert es den Kommunikations- Informations- und Aktionsradius der Nutzer*innen ins Globale. Die Substitution unzähliger Geräte, Medien und Archive, durch ein nur handgroßes Gerät mit immensen Speicherkapazitäten machen das Smartphone zu einem „Technikwunder“, das zum einen durch den zur Selbstverständlichkeit gewordenen Gebrauch „entzaubert“ wurde und zum anderen durch die entstandene Abhängigkeit in seiner Bedeutung gesteigert wird. Sie kann als Verweis auf ein Mensch-Technik-Verhältnis verstanden werden, für das Günther Anders den Begriff „prometheische Scham“ prägte: Angesichts der Perfektion, der vom Menschen entworfenen und hergestellten Maschinen und Geräte – sie werden zum Maßstab – wird er sich seiner eigenen Imperfektion bewusst. The World in My Hand – der Titel der dem Smartphone gewidmeten Kunstausstellung bringt hingegen Macht, Aneignung und Verfügungsgewalt ins Spiel.
Das Smartphone basiert auf dem Digitalen, das Analoge der Ausstellung wird durch die von Ester Bruzkus und Peter Greenberg entworfene Ausstellungsarchitektur geprägt: Drei in ihrer Geometrie unterschiedliche Einbauten erzeugen sechs Räume mit Enfilade. Dabei ermöglicht die Semitransparenz des textilen „Displays“ den (gedämpften) Blick durch die Wände. In einer Videoinstallation von Yvon Chabrowski wird das Display zum Touchscreen: eine schemenhafte Figur tastet eine…