vorheriger
Artikel
nächster
Artikel
Titel: This is Not a Love Song · von Oliver Zybok · S. 44 - 45
Titel: This is Not a Love Song ,

This is Not a Love Song

Zum Verhältnis von Kunst und Musik
herausgegeben von Oliver Zybok und Rosa Windt

Kunst und Musik – zwei auf den ersten Blick separierte Bereiche, die sich bei näherer Betrachtung jedoch kaum voneinander unterteilen lassen, sondern in Form von vielfältigsten kulturellen und gesellschaftlichen Fragmenten immer Tendenzen des vermeintlich Anderen beinhalten. Neben Aspekten von Selbstinszenierung, Autorschaft oder performativen, sinnlichen Herangehensweisen wird eine mediale Grenzüberschreitung und programmatische Verknüpfung sowie Negation von Gattungen dabei spätestens seit Beginn des 20. Jahrhunderts zur zentralen Auseinandersetzung. Der KUNSTFORUM-Band This is Not a Love Song. Zum Verhältnis von Kunst und Musik macht sich zur Aufgabe, sowohl aus Perspektive der Kunst als auch der Musik eine gemeinsame Historie und Gegenwart zu untersuchen. Der Titel rekurriert auf den gleichnamigen Song von Public Image Ltd. aus dem Jahr 1983. Mit einem Stilmix aus Punk, elektronischen Elementen und Minimalismus steht er für eine intensive experimentelle Entwicklungslinie, die Kunst und Musik seit Beginn des 20. Jahrhunderts begleiten.

Drei aufeinander aufbauende Beiträge von Oliver Zybok fassen die kaum abschließend darstellbaren Verbindungen von Kunst und Musik zusammen: Vom Salon zum Lärm der Straße. Schlagfeste Argumente in Kunst und Musik zu Beginn des 20. Jahrhunderts widmet sich den neu aufkommenden musikalischen wie künstlerischen Strömungen zu Beginn des 20. Jahrhunderts und einer für nachfolgende Generationen grundliegenden Neuauslotung sämtlicher Gattungen. Von der Stille bis zum „Brötzen. Parallelitäten in künstlerischen und musikalischen Entwicklungen nach 1945 fährt hier fort und zeigt unter anderem Beispiele, wie Kunst den Versuch unternimmt, Musik visuell darzustellen oder in Form von Bild titeln unmittelbar auf musikalische Einflüsse zu verweisen. Wider die Virtuosität. Atonalität und Minimal halten Einzug in die Popkultur schlägt den Bogen in die Gegenwart mit ihren hybriden Ausprägungen.

Der Beitrag von Rosa Windt „We are Ugly But we Have the Music. Selbstinszenierung in Kunst und Musik untersucht anhand verschiedener Positionen, wie autobiografische Aspekte in Kunst und Musik gleichermaßen zentral werden und dabei auch als Vorgriff auf gegenwärtige Entwicklungen in den Sozialen Medien und eine zunehmende Kommerzialisierung von Kultur gelesen werden können. Christian Fischer analysiert in seinem Beitrag Die Konvergenz des Audiovisuellen – aktuelle Strömungen in der Musiknotation, wie Technisierung und Digitalisierung künstlerische Welten des Visuellen und des Auditiven in neue durchlässige Formen überführen und dabei auch alternative Formen der Notationen herausbilden.

In seinem Text Vom Schreiben über die Musik berichtet Max Dax aus Perspektive des Musikjournalisten, Musikers und Kurators über Entwicklungen in der Rezeption von Kunst und Musik seit den 1980er Jahren bis in die Gegenwart und stellt dabei auch die Frage, inwiefern sich Printmedien gegenüber Onlinemedien behaupten und rechtfertigen können. Christian Schwandt wirft mit seinem Beitrag Sumpfblasen, Sumpfgase, Irrlichter. Bayreuther Festspiele und die bildende Kunst einen Blick auf die ereignis reiche Geschichte der Richard-Wagner-Festspiele, die in einer 150-jährigen Tradition eine vielfältige mediale wie inhaltliche Entwicklung und Ent grenzung durchlaufen haben.

Interviews mit der Multimedia-Künstlerin und Musikerin Laurie Anderson, dem Pionier des Free-Jazz Peter Brötzmann, dem ehemaligen Mitglied der Band Kraftwerk Emil Schult sowie dem jungen DJ und Soundartisten Nicolás Jaar vertiefen die hier nur kurz angesprochenen verschiedenen Aspekte und verdeutlichen die These, dass Musik und Kunst sich nicht zwangsläufig voneinander trennen lassen und einzig im Kontext ihrer Zeit differenziert betrachtet werden können.