Hamburg
Tomi Ungerer
It’s all about freedom
Sammlung Falckenberg 27.11.2021 – 24.04.2022
von Matthias Reichelt
Der Titel „it’s all about freedom“ der Ausstellung trifft einen empfindlichen Nerv dieser Zeit. Die Freiheit des künstlerischen Ausdrucks, ob in sexuellen Darstellungen, dem Gebrauch drastischer Worte in Bildender Kunst und Literatur, ist durch eine unheimliche Allianz von konservativen bis hin zu linken Kritiker*innen unter Beschuss geraten. Tomi Ungerer hat sich Zeit seines Lebens nie mit Konventionen abgefunden und in seiner Kunst den Stachel gelöckt und gegen Gebote der politischen Korrektheit verstoßen. Wie radikal ehrlich er mit seiner Kunst Phänomene der Gesellschaft mit spitzer Feder aufs Korn genommen hat, ist in der Sammlung Falckenberg in einer großartigen Ausstellung zu bewundern.
Unverstellt von Ideologie, Religion und moralischen Zwängen hat er die Welt nahezu mit Kinderaugen betrachtet. Das ganz junge Publikum hatte Ungerer, selbst Vater von vier Kindern, als Zielgruppe seiner Kunst besonders im Auge. Er zählte nicht zu den pädagogischen Bedenkenträgern, die Kindern die grausamen Wahrheiten der Welt verschwiegen. Als Kind erlebte er die Okkupation des Elsasses durch die deutschen Nazis. Eine prägende Erfahrung, die er schon früh in Kinderzeichnungen verarbeitete und die später in ein atemberaubend gutes Kinderbuch einfließen sollte. In „Otto. Autobiografie eines Teddybären“ (1999) erzählt Ungerer von Deportation und der Vernichtung der Juden ebenso wie von der rassistischen Politik gegen die schwarze Bevölkerung in den USA. Viele weitere Kinderbücher und animierte Filme folgten. Darunter die Abenteuer der kleinen Schweine, den „Mellops“, die ihn in den 1960er Jahren als Kinderbuchautor berühmt machten. In Europa erschien sein Kinderbuch „Die…