Köln
Tony Conrad
Kölnischer Kunstverein 15.02.– 03.05.2020
von Sabine Elsa Müller
Wie kann es sein, dass eine umfassende Würdigung einer derart zentralen Figur der 1960er bis 1990er Jahre zwischen Minimal Music, Experimentalfilm, Videokunst und aktivistischer Medienkritik hierzulande erst jetzt zustande kommt, und diese jedem Museum zur Ehre gereichende Schau nun von einem Kunstverein gestemmt wird? Für die verblüffend späte Entdeckung des Multimediakünstlers Tony Conrad (1940 – 2016) lassen sich verschiedene Vermutungen anstellen. In seiner New Yorker Zeit zählte er zum Inner Circle der Avantgarde, jedoch verließ er 1976 das Epizentrum New York, um an der Peripherie in Buffalo N.Y. am Department of Media Study der dortigen Universität eine Professur anzutreten, die er 40 Jahre lang bekleiden sollte. Zwar entwickelte sich um das Hallwalls Contemporary Arts Center in Buffalo eine ausgesprochen innovative experimentelle Szene, an der auch Tony Oursler und Mike Kelley beteiligt waren, aber Conrads Rolle in dieser Entwicklung wurde erst durch die 2008 von Woody Vasulka und Peter Weibel herausgegebene Studie „Buffalo heads. Media study, media practice, media pioneers, 1973 – 1990“ sichtbar.
Diese verhältnismäßige Unsichtbarkeit hängt sicherlich eng mit seiner Arbeitsweise und seinem Werkverständnis zusammen. Conrad misstraute hierarchischen Institutionen und dem Kunstbetrieb ebenso, wie er sich der Idee des genialen, einzelkämpferischen Künstlertypus allem Anschein nach von Anfang an verweigerte und auf Kollaborationen, gleichberechtigte Teams und die Entwicklung der künstlerischen Form aus dem freien Spiel der interagierenden Kräfte, sprich Teammitglieder setzte. „Kollaborieren Sie, um Ihre eigenen Fähigkeiten oder die der anderen zu verbessern!“ war eine der Aufforderungen aus dem „Studio of the…