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Ausstellungen: Düsseldorf · von Thomas W. Kuhn · S. 317 - 318
Ausstellungen: Düsseldorf , 2006

Thomas W. Kuhn
Tracey Moffat – Laudanum

VAN HORN, Düsseldorf, 3.2. – 31.3.2006

Eine eher fragwürdige Erfindung des Alchemisten Paracelsus war die Entwicklung einer Tinktur aus 90 Prozent Alkohol und 10 Prozent Opium, die den Namen Laudanum erhielt. Die erst spät verbotene Mischung war als Allheilmittel in Europa weit verbreitet und wurde im 19. Jahrhundert unter anderem vom Schriftsteller Lord Byron als kreativ stimulierende Droge verwendet,.

In Tracey Moffats (*1960) 19-teiliger Bildfolge Laudanum aus dem Jahr 1998 ist die Substanz Katalysator für eine von sexueller Gewalt geprägte Beziehung zwischen einer Dienerin und ihrer Herrin. Sie verlegt den noch heute in Australien virulenten Rassismus, der sich mit Klassendenken koppelt in ein hochherrschaftliches Milieu um 1900, mit allen historischen Zutaten, vom Ort, über Möbel und Kleidung bis hin zur Körpersprache. Eine fin de siècle-Stimmung liegt über dem Ganzen. Technisch nutzt Moffat die zeittypische Technik der 1879 entwickelten Heliogravur (Fotogravur).

Obwohl Katja Behrens in ihrem Artikel über die Ausstellung in der TAZ vom 8.2.2006 zu Recht auf die inneren Störungen innerhalb der Erzählstruktur verweist, so bilden erstes und letztes Bild auf eine Klammer, innerhalb der sich – um mit den Worten von Catrin Lorch in der FAZ vom 4.2.2006 zu sprechen – “Bedrängnis, Abhängigkeit und Sadismus” abspielen. Die innere Verwirrung der Bilder korrespondiert mit der veränderten Wahrnehmung unter dem Einfluss des Opiats, das den krassen Verfall der Herrin von streng viktorianischer Statur zu Beginn, hin zu einem Häufchen Elend auf den Stufen ihres Hauses am Ende bewirkt. Als Vorbild dürfen hierfür wohl auch die moralischen Bildfolgen William…


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