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Ausstellungen: München · S. 390 - 390
Ausstellungen: München , 1989

Gabi Czöppan
TRUE COLORS INC.

»TRUE COLORS«

Galerie auf der Praterinsel, 16.9.-28.10.1989

Anonymina oder Notnamen gibt es seit dem Mittelalter, Künstlernamen sind ein Produkt der medialen Neuzeit. Schriftsteller schützen sich mit einem Pseudonym gewöhnlich vor Angriff und Verfolgung; früher nahmen sie mit dem unter Decknamen herausgegebenen Werk auch Rücksicht auf Stand und Familie. Ein Künstler dagegen sucht mit dem selbst gewählten Schmucknamen in der Regel mehr Öffentlichkeit. Archibald Alexander Leach erspielte sich seinen Oscar als Cary Grant, Greta Gustafsson wurde erst als Garbo göttlich, und Kirk Demskij gründete als Douglas den Familienfilmclan. Bildende Künstler inszenieren sich heute meist nur am Rande der Legalität fiktiv-namentlich, wie etwa S-Bahn-surfende Graffiti-Sprayer. Ausnahmen wie der ehemalige Werbezeichner Ralf Winkler alias A.R. Penck (Kennzeichen: archaisch inspirierte Strichmännchen) bestätigen die Regel.

So läßt sich das Etikett TRUE COLORS INCORPORATED, hinter dem sich drei namhafte Münchner Künstler verbergen, nur als Warenkennzeichen eines werbeträchtig inszenierten Feldzuges deuten. Einziges Ziel: möglichst breite Vermarktung (fragt sich nur, für was). Das so präsentierte Kunstwerk “TRUE COLORS” ist dabei Teil eines Systems von geschickter Werbung und Marketing. In der Ausstellung treibt die gleichnamige Künstlercrew dieses System auf die Spitze. 40 (Familien-)Namen – die von Kunsthändlern, Kunstkritikern, städtischen und privaten Kunstkuratoren aus der Szene Münchens – ordnete sie je eine Farbe zu. Fassadenfarben, ohnehin nur von blasser Tönung, bildeten in der Galerie auf der Praterinsel ein mild strahlendes Spektrum, wohl Synomym für die vermeintlich farblose Kunstszene Münchens. (Der Kulturreferent verblaßte völlig in Weiß). Die Farben, in Streifen an den Wänden aufgetragen und in Abständen aneinandergereiht, akzentuierten -…


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