Edgar Schmitz
Turner Prize 2000 Exhibition
Tate Britain, London, 25.10.2000 – 14.1.2001
Der diesjährige Turner Prize präsentiert eine Liste der Bilderverarbeitungen. Tomoko Takahashis Arbeiten sind Eingriffe in Ordnungen – 1999 überflutete sie Charles Saatchis monumentale zentrale Halle mit den Resten und dem Beiseitegeschobenen des Galeriebetriebs, dem Müll der Abstellräume und zugerümpelten Gänge, dann verbrachte sie den Sommer im Basement der Entwistle Galerie und überführte auch diesen in eine hybride Form aus Wohnraum, Lebensrest und Archäologie des alltäglich Verbrauchten und Ausgedienten. Die Dokumentationen und Bestandteile der Patience-Abende, die sie als non-stop Performances mit aktivem Publikum immer wieder innerhalb und außerhalb der Galerienwelt organisiert und inszeniert und die sich über 24 Stunden ausdehnen können, treten in Takahashis Installationen dabei immer wieder als Elemente einer Ordnung auf, die mindestens so künstlich ist wie ihre obsessiv kleinteilige Bespielung der gegebenen Räume. Spiel und Spur verwischen sich dabei bis zur Unkenntlichkeit.
Während hier gerade die Überlagerungen von (An-)Geordnetem und Gelebtem sich verzahnten, kommt Takahashi mit der Turner Prize Präsentation aber gegen das Museum nicht mehr an. ‘Learning how to drive’ erscheint in der messeartigen Tate Präsentation und ihrer Begrenzung des Beitrags auf einen Raum nicht mehr als Umform(ulier)ung des Gegebenen, sondern als Beschwörung eines Außen jenseits der hermetischen Hallen. Auch der Zugriff auf den Raum in der Tate selbst verliert als isolierter Einschub, in dem selbst der beschriftete Fußboden nicht der Galerienfußboden ist, sondern eine eingezogene Schicht Hartfaserplatten, genau die Reibungsstellen, die der Arbeit sonst eine sperrigere Präsenz sichern und sie gerade nicht zur manierierten (skulpturalen) Formel verkommen…