II. — KUNST DES KURATIERENS
Über den Rollenwechsel hinaus
The Artist as Curator Extended Version
von Fiona McGovern
Die in den 1990er-Jahren aufkommende Wendung vom „Artist as Curator“ ist häufig in Bezug auf einen vollzogenen Rollenwechsel und damit einer Form der Institutionskritik diskutiert worden. Fragen nach der Differenz des als kritisch gedeuteten Ansatzes einer meist als singulär, weil durch die künstlerische Autorschaft anders als die üblichen hervorgehobenen Ausstellungen, standen hierbei im Fokus. Während die Wendung wie der Diskurs hierum inzwischen selbst beinahe historisch geworden zu sein scheint, möchte ich diesen Text zum Anlass nehmen, anhand einiger Beispiele noch einmal über den jeweils größeren Zusammenhang – den Ausstellungsbetrieb als solchen und dessen enge Verknüpfung mit Ankaufspolitiken, sowie Aspekten der Kanonisierung und Historisierung von Kunst – nachzudenken. Dabei werde ich mich auf folgende drei, teils sich überschneidende Aspekte konzentrieren, die mir in dieser Hinsicht zentral erscheinen: wie Künstler*innen sich und / oder anderen Künstler*innen durch kuratorische Eigeninitiative Infrastrukturen des Zeigens und des Austausches schaffen, wie sie mit Ausstellungen gezielt in einen bestehenden Kanon intervenieren und wie umgekehrt Künstler*innen von etablierten Kunstinstitutionen eingeladen werden, Ausstellungen aus ihren Sammlungsbeständen zu kuratieren oder zu Kurator*innen internationaler Großausstellungen nominiert werden.
Infrastrukturen schaffen
Gerade außerhalb der üblichen, westlichen Kunstzentren gibt es zahlreiche Beispiele dafür, dass Künstler*innen die Initiative ergreifen, Räume für die Präsentation von Kunst zu schaffen oder leitende Funktionen im bestehenden Ausstellungsbetrieb übernehmen. Patrick D. Flores etwa hat in seinem Buch „Past Peripheral. Curation in Southeast Asia“ auf zwei in diesem Zusammenhang zentrale Künstler-Kuratoren-Figuren hingewiesen: Apinan Poshyananda in Thailand und…