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Titel: Kunstforum-Special: Sponsoring · S. 226 - 227
Titel: Kunstforum-Special: Sponsoring , 1989

Hans Ulrich Reck
Unterwegs zum großen Kulturmarkt –

Sponsoring als Offenbarungsglaube?

Auszüge aus dem gleichnamigen Artikel, den H. U. Reck in seiner Funktion als Redaktor des Bulletins des Schweizerischen Bühnenverbandes (SBV) im Sinne einer Replik auf den Vortrag von Jaques Rigaud (Präsident der französischen Sponsorenvereinigung Admical) anläßlich der Generalversammlung 1988 des SBVs verfaßte. J. Rigaud hatte an der SBV-Generalversammlung in Lausanne einen lebhaften, dezidierten und eigenständigen, sympathisch und rhetorisch genußvoll dargebrachten Vortrag gehalten. Tenor: Es gelte, die Kultur ökonomisch zu professionalisieren, Sponsoring zu generalisieren, insgesamt kulturelle Arbeiten als Wirtschaftsmaßnahmen und ganz normale Marktpolitik zu gestalten, wobei die Kulturschaffenden auf eine Autonomie der Ideen und Konzepte zu verzichten hätten. H. U. Reck, der in allen Punkten eine dezidierte Gegenposition zu Rigaud vertritt, spricht in seinem Artikel weniger über als vielmehr gegen Sponsoring.

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Marketingkriege im Bereich der Kultur

Das neue Sponsoring, das in ausgedünnten Kulturverhältnissen zunehmend als Offenbarungsreligion gehandelt wird, versteht sich als simple Marketingstrategie. Man kann – und ich tue das immer noch – sich Anderes vorstellen, daran glauben, daß die unbestrittene Wichtigkeit von Sponsoring das gute alte Mäzenatentum wäre, das in Kenntnis einer Sache Avantgarde, schrankenlose und grenzverletzende Arbeiten fördert, ein Mäzenatentum, das weiß, daß Kultur mit der autonomen Entwicklung nur der anspruchsvollsten und utopischen Arbeitsprojekte, Thematisierungen, Sachzusammenhänge zu tun hat. Aber angesichts der stillen Annektierung der Kulturinstitute – zu studieren am nun wahrlich nicht der Kritikfähigkeit oder Kultur verdächtigen Zustand im Formel-1-Betrieb – und der transzendentalen Einfallslosigkeit der grassierenden neudynamischen Management-Generation, die sich die Welt ohnehin nur noch als apokalyptisches Feld von Marketingkriegen…


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