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Ausstellungen: Erfurt / Hamminkeln / Velbert · von Marcus Lütkemeyer · S. 353 - 355
Ausstellungen: Erfurt / Hamminkeln / Velbert , 2003

MARCUS LÜTKEMEYER
Urbane Sequenzen

Kunsthalle Erfurt, 11.8. – 8.9.2002
Schloss Ringenberg, Hamminkeln / Museum Schloss Hardenberg, Velbert, 22.9. – 4.11.2002

Das Leben außerhalb der großen Städte ist oftmals besser.” Nahezu lapidar klingt das Resümee einer aktuellen Studie, die anstelle des lange prognostizierten Kollaps der Megalopolen eine deutliche Stadtflucht feststellen musste. Dennoch erscheint das breite Interesse an Großstädten ungebrochen, zumal die modernen Ballungszentren zunehmend die Rolle der Nationalstaaten übernehmen und zum Kristallisationspunkt ökonomischer Verwertung und gesellschaftlicher Auseinandersetzung geworden sind. Städte saugen Welt in sich auf, und Welt gerinnt zum urbanen Kosmos, in dem unter architektonischer Perspektive Originalität und Identität durch den Siegeszug der Stararchitekten gleichermaßen schwinden.

Auch wenn der Zeitgenosse gegen urbanen Pessimismus weitgehend geimpft scheint, bleibt fraglich, inwiefern Stadt als Grundlage zivilisatorischer Erneuerung betrachtet werden kann. Sozialgeographen definieren Urbanität optimistisch als Aufeinandertreffen von Menschen im Sinne kultureller Kontakthöfe. Aber dort, wo Stadt zur Gebrauchsanweisung des Zusammenlebens wird, beginnt ein gestalterischer Prozess, der unter wirtschaftlichen und politischen Prämissen in der Inszenierung eines freundlichen Konsumhedonismus kulminiert. So bedingen sich Globalisierung und Lokalisierung zumeist gegenseitig, insofern die Profilierung am urbanen Markt den Bedarf nach räumlicher Differenzierung komplementär zum Bedarf nach Symbolen und Repräsentationsräumen weckt. Die Stadt wird zum Kommunikationssystem und fungiert als Bedeutungsträger und Interpretationsfolie. Neben der materiellen Struktur ermöglicht vor allem findige Vermarktung, symbolisches Kapital herzustellen: Raum wird zum medialen Vehikel und an die Stelle subjektiver Ausrichtung tritt die Strategie der Verführung, die das Individuum einer Welt der Simulation überantwortet. Das traditionelle Beziehungsgeflecht von Innen und Außen löst sich auf und vermag kaum noch Orientierung…


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von Marcus Lütkemeyer

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