Karlheinz Schmid
Victor Sanovec
Städtisches Museum Abteiberg, 17.1.-20.3.1988
Ja, selbstverständlich: Alle haben es gut gemeint, der Künstler ebenso wie die Kunsthistoriker im Mönchengladbacher Museum. Doch das reicht nicht. Weder als Erklärung noch als Entschuldigung. Und schon gar nicht als Konzept konkreter Kunst Nein, diese Ausstellung ist nur deshalb eine Erwähnung wert, weil sie ein Beispiel der abschreckendsten Art war, wenngleich sie den Auftakt einer neuen Abteiberg-Serie darstellte.
Das Übel begann im Direktionszimmer. Dort wurde beschlossen, auf einer knapp 25 Quadratmeter großen Ausstellungsfläche künftig Künstler vorzustellen, die noch nicht allzu etabliert sind. Was als Gästezimmer in jeder Wohnung akzeptiert wird, reicht freilich nicht zur Kunstvorführung. Eine halbherzige Entscheidung, die angesichts großzügig eingerichteter Museumssäle, darunter der Sakralraum für Ulrich Rückriem, besonders schmerzt. Kurz: Diese Zimmergalerie im Museum Abteiberg ist eine Falle, eine Verführung für Künstler, die an die Macht einer klangvollen Biografie glauben.
Der Frankfurter Maler Victor Sanovec gehört offensichtlich dazu. Jedenfalls ist er mitten ins offene Messer gelaufen. Während sich Joseph Marioni, ebenfalls Mitglied der radikalen Malergilde, eine Etage höher ganz souverän ausbreiten durfte, quetschte Sanovec sieben Arbeiten seiner raumgreifenden Vorder- und Rückseitenkunst in diese museale Abstellkammer. Ein Trauerspiel.
Victor Sanovec, der etwa mit seinem Wand-Boden-Bild von 1980 selbst auf seinen Architekturbezug hinweist, erzeugte dank unterschiedlichster Werke, darunter Papierarbeiten und Stoffbilder, und intensivster Farben eine Flut von Reizen, von Energiezonen, so daß die Rezeption des einzelnen Bildes völlig unmöglich war. Eine verschenkte Chance.
Der Mann, der diese Kunstmarktkoje in Mönchengladbach hinterlassen hat, ist durchaus ein ernst zu nehmender Künstler, wie er 1985 im Stadel Frankfurt bewiesen hat….