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Ausstellungen: München · S. 349 - 349
Ausstellungen: München , 1990

Gabi Czöppan
Vladimir Vinski

»Hotel City – Fotografien 1980 – 1984«

Städtische Galerie im Lenbachhaus, 17.1. – 4.3.1990

Das Sujet ist so alt wie das Medium, das es zu greifen sucht, doch das Vorgestellte vielschichtig, verblüffend und vieldeutig wie kaum eine andere fotografische Stadtansicht. Vladimir Vinskis Fotografien erschüttern unser Vertrauen in die üblicherweise sachlich-schwarzweiß reproduzierte Objektwelt des öffentlichen Raums, in Bilder scheinbar alltäglicher Situationen und Augenblicke. “Hotel City” nannte Vinski eine als Mappe zusammengestellte Auswahl seiner Fotografien (vorwiegend mit Motiven aus München), die er nicht mehr veröffentlichen konnte – erst 38 Jahre alt, verunglückte der Fotograf 1985 in Boston. Für die freie künstlerische Fotografie entschied er sich erst nach 13 Jahren Auftragsarbeiten.

Er, der Wanderer zwischen den Welten mit Wohnorten von Zagreb über London, Stockholm, Mailand und zuletzt München, bezeichnete sich selbst als “street photographer”, seine Bilder als “candid shots”. Aber keineswegs vermitteln diese nicht gestellten Aufnahmen einen Gesamteindruck von der Stadt, in der sie entstanden. Vinski bannte die Irrealität des Realen, den Illusionismus, im banalen Alltag. Er suchte seine Bilder auf dem Weg zu Zirkuszelten, Flohmärkten, Faschingstrubel und Vernissagen. Die Kamera war dabei nicht mehr als ein Hilfsmittel zur Bewältigung einer existentiellen Unruhe. Trügerisch, absurd und banal zugleich, fällt der Blick auf das scheinbar Nebensächliche, den “unmöglichen” Bildausschnitt, das unwirklich wirkende Reale, zuweilen auch das Skurrile. Der Bunker, auf dem “Hotel City” steht, war nie ein Hotel. Wohl aber steht daneben ein Hotel, das die Wand gegenüber als eigene Werbefläche nutzt. Der Zimmerbrand mit lodernden Flammen aus dem Fenster ist nur ein Gag…


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