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Ausstellungen: Krefeld · S. 260 - 261
Ausstellungen: Krefeld , 1986

Stephan Schmidt-Wulffen
Vom Stand der Dinge

Thomas Schütte

im Museum Haus Lange, Krefeld 26.1.-16.3.1986

Auf der Veranda von Haus Lange liegt eine mannshohe Walze. Genauer, ihre skizzenhafte Nachbildung. Kein massiver Zylinder ruht dort, sondern eine Maquette aus schmalen Leisten, die zwar die Dimensionen simuliert, ohne aber mit Material Aufwand zu treiben.

Schuttes »Walze« (1985) ist eine der schönsten Arbeiten seiner ersten umfassenderen Einzelausstellung im Krefelder Haus Lange und eine exemplarische noch dazu. Ihre Formreduziertheit, ihre Formstrenge rückt sie in die Nähe minimalistischer Skulpturen. Deren puristischer Selbstbezug wird aber mit wenigen, um so spektakuläreren Eingriffen aufgelöst: Aus zwei Keilen, die am Rollen hindern könnten, werden durch davorstehende menschliche Holzsilhouetten zu Eingangsportalen. Die Walze verwandelt sich zum Modell eines monumentalen Gebäudes.

Viele von Schuttes Arbeiten verraten diese Doppeldeutigkeit von bloß skulpturalen und modellierend abbildenden Momenten. Eine gewisse inhaltliche Instabilität, ein Changieren zwischen Reflexion und Erzählung, zwischen Wirklichkeitsproduktion und Wirklichkeitsreproduktion, kennzeichnet Schuttes beste Arbeiten und scheint wichtiger zu sein als Leitmotive, die im Werkpanorama dieser Ausstellung immer wieder anklingen: Fiktion, Kontextualität, Architektur oder Ornament. (Um Modelle, die immer häufiger zum Markenzeichen der Richtung stilisiert werden, geht es nicht. Das Modell, ähnlich wie die Fotografie oder die Malerei, ist ein bloßes Medium, und Fragen nach seiner Berechtigung sollten auf das zielen, was es auszusagen hilft.) Wenn einen allerdings angesichts der Arbeiten von Schütte stets die Sorge umtreibt, es könne einem etwas entgehen, so muß man auch das dieser semantischen Ambivalenz zurechnen.

Dieses Gefühl scheint bei manchem Zeitgenossen so stark, daß es in Zweifel an der Tragfähigkeit von Schuttes Ouvre umschlägt.

Der…


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