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Titel: Die Zukunft des Körpers II · von Timothy Druckrey · S. 113 - 116
Titel: Die Zukunft des Körpers II , 1996

TIMOTHY DRUCKREY
Von der Phänomenologie der Wahrnehmung zur Neurophänomenologie der Rezeption

Zusammen mit den revolutionären Übergängen der Ausdrucksmedien sind auch gleichermaßen expressive Metaphern entstanden: Konnektionismus, Parallelismus, Nanotechnologie, Assoziative Systeme, Fuzzy-Mathematiken, Chaos, verteiltes Verarbeiten, Immersion, Interaktivität, Hypermedien, Biocomputer, Vernetzen, smarte Technologien – eine „intelligente Umgebung“ einer Reihe von Schnittstellen, die das Verhältnis zur Sprache, zum Gedächtnis, zum Körper, zur Ästhetik, Politik und Kommunikation neu definieren. Die Versprechungen – und Fallgruben – einer Cybersphäre verdecken einige der wesentlichen kulturellen Probleme der digitalen Medien in der vagen Hoffnung, daß die Themen des Zugangs und der Bedeutung sich in der Zukunft von selbst ergeben werden. Das ist eine schwierige Vorannahme der Technologie und Kreativität, die mit der wissenschaftlichen Sicht verknüpft ist, daß man Probleme nicht überwinden kann, sondern daß sie eher kontingent sind und sich entwickeln. Für einen Großteil der Arbeit mit elektronischen Medien sind die Merkmale – oft als Beschränkungen verstanden – des Sendens daher eher ein Hemmnis, das man überwinden sollte, als eine Form, die man hinterfragen muß.

Technische Medien projektieren ein kommunikatives System, das die Assimilation der Repräsentation in die Technosphäre, die Neurosphäre und die Genosphäre voraussetzt. Reaktionen auf die Reize wahrgenommener Phänomene werden durch die Untersuchung neuroreflexiver Aktivitäten des Gehirns als eines operierenden Systems ersetzt. In diesem System ist die kulturelle Repräsentation weniger bedeutsam als die psychologische. Das Kognitionssystem wird zu einem angemesseneren Gegenstand als das Kommunikationssystem. Systeme ersetzen Kulturen. Diese Metapher geht Hand in Hand mit den konnektionistischen Modellen, die man verwendet, um alles vom Internet bis zu den elektrischen Impulsen des Neurons zu verbinden. Vernetzte Gemeinschaften, die Heraufkunft der Biocomputer und der genetischen Kartierung stellen Bereiche dar, in denen Information die wesentliche Grundlage bildet. Evelyn Fox Keller schreibt, daß „selbst wenn Forscher in der Molekularbiologie und der kybernetischen Wissenschaft wenig Interesse am epistemologischen Programm der jeweils anderen zeigen, der Begriff der Information entweder als Metapher oder als materielle (oder technische) Einschreibung nicht für einen Bereich reserviert werden kann“. Der Zusammenstoß dieser Disziplinen in den schnell wachsenden Bereichen der Netzwerke, des DNA-gestützten Programmierens und der Nanotechnologie läuft auf ein neues Verständnis des Subjekts zu, das Computer benutzt. Dabei geht es nicht um eine Mensch-Maschine-Schnittstelle, sondern die Stoßrichtung der Forschung richtet sich auf die Bio- oder Neuroinformatik, auf die Begründung von Identität nicht als Verhältnis zwischen Mensch und Maschine, sondern als ein Verständnis der Technologie in der Formation von Ideen und Bedeutungen.

Als geschichtlich sich entwickelndes Herrschaftsmittel verwandelt sich jetzt Technologie selbst in eine metatechnologische Metakontrolle. Fragen der Maschinenintelligenz und der politischen Machtergreifung werden zu Fragen des Künstlichen Lebens und einer massiven, wenn auch unsichtbaren Parallelverarbeitung. Der Diskurs begegnet nicht der Technologie als dem entscheidenden Mechanismus in der Kultur des 20. Jahrhunderts, sondern geht in die Implementation von Software-Lösungen über, die den Einfluß der Maschinenkultur verschleiern. Anstatt radikale Fragen über die Trennung der Ethik von der Refiguration der Kommunikation zu stellen, sind wir von Innovationen der Bildverarbeitung hypnotisiert, die so viele unserer Annahmen über die Irrtümer des Fortschritts entkräften, aber die doch unsere Imagination im Gleichgewicht halten.

Dem immateriellen Raum der Information unterworfen, destabilisiert sich Kultur, die Sphäre öffentlichen Handelns, als eine Wissens-, Diskurs- und Differenzsphäre. Der allgegenwärtige Computer, das „intelligente Ambiente“, die vernetzte Welt dienen nur dazu, alle vom deutlichen Sachverhalt zu überzeugen, daß der Triumph der Technologie sich bereits ereignet hat, daß der Übergang vom Handeln zum Verhalten in den Mittelpunkt der technischen Forschung gerückt ist. Dabei geht es nicht um Befreiung, sondern die Absicht eines Großteils dieser Forschungsarbeit richtet sich auf die Erfassung, Aufzeichnung, Simulation und Produktion von Verhalten. Die Metapher des Kalten Krieges von Herrschaft, Steuerung und Kommunikation, die in von Neumanns und Wieners Arbeit ganz evident ist, hat sich in neue Metaphern verwandelt. Top-down Zugriffsweisen und Software-Implementationen vermitteln heute fast alle Kommunikationsformen und sind ebensosehr in den online chats wie in der Entwicklung der digitalen Genetik enthalten. Keine Geschichte der elektronischen Kultur würde vollständig sein, ohne die dynamische Macht herauszustellen, die in den neuen Medien verwurzelt ist. Kybernetik, Informationstheorie und das Internet selbst sind aus militärischen Strategien für räumlich verteilte Formen von Befehl und Kontrolle entstanden, gleich ob diese taktisch oder psychologisch ausgerichtet waren. Ausgereift in der kommerziellen Produktion und Distribution stellen die Spin-Off-Technologien der Netzwerke und der Biogenetik eine nicht weniger zwingende Instanz der Privatisierung und Deregulierung dar. Die kürzlich geführte Diskussion über den Inhalt von Computernetzen und die diese betreffende Rechtsprechung gehen von Überwachung aus und entwickeln überstürzt noch größere Bedenken hinsichtlich des ersten Zusatzartikels zur Verfassung über die nicht zensierte Redefreiheit. Aber diese Tarnung der Kommunikationspolitik überschattet substantielle Probleme der Information, Computerentwicklung, Biologie, Kultur und Freiheit.

Das Spektakel der Technokultur geht um verteiltes Denken, verteilte Identität, verteilten Text, verteilte Politik. In den vielen auftauchenden Metaphern sind die Fragmentierung der Form und die Vorrangstellung des Inhalts die offensichtlichsten. Doch unter den zahlreichen Prinzipien der Logik der verteilten Kultur entsteht eine wiedererwachende Wahrnehmung von Totalität, die zu oft als vereinheitlichte Theorie identifiziert wurde, eine Art wiedergeborene Moderne im Schatten der Beherrschung des Kognitionssystems, der Biologie und der sozialen Logik. Digitale Technologien bieten eine Reihe von immateriellen Lösungen an, die in der Maschine bleiben und das Problem der Technologie nicht als materielle Kraft zum Ausdruck bringen. Deren körperliche Nicht-Substantialität darf man nicht mit einem Fehlen an Bedeutung verwechseln. Aus diesen Technologien begründet sich ein Erfahrungsraum, der immer mehr durch Computertechniken geformt wird. Aber noch darüber hinaus geht die fortschreitende Auflösung der Grenzen zwischen Technik und Körper, so daß die Zukunft des Seins in denkenden Systemen eingelagert ist.

Das Eindringen der Technik in den Körper und die Vergesellschaftung simulierter Wirklichkeiten sind mehr als Zeichen des technischen Fortschrittes, sie markieren eine radikale Veränderung des Wissens, der Biologie und der kulturellen Ordnung, in der Wissen mit Biologie, Identität oder Ideologie als ein technischer Imperativ verknüpft ist, ohne daß damit immer Notwendigkeit eingeschlossen wäre. Die Folgen der Gentechnologie (oder, vielleicht angemessener, der Gentherapien), der patentierten Lebensformen, der radikalisierten Technomedizin oder Technopsychologie gehören zu den faszinierendsten ethischen Problemen unserer Zeit. Es entsteht ein Diskurs über den Einsatz kosmetischer Genetik und kosmetischer Psychopharmakologie, um alles von der Neigung zu bestimmten Krankheiten und der geschlechtlichen Auswahl von Kindern bis zur Normalisierung des Verhaltens durch psychotrope Medikamente rechtlich festzulegen, die lediglich die Symptome der Normalität herbeiführen. Und man weiß, wohin das führt: zuerst die Symptome der Normalität und dann die Simulationen der Bedürfniserfüllung.

Identität wird durch eine Schicht technischer Vermittlung verdrängt. Unterwerfung wird verführerisch. Das verleiht der Bemerkung von Lewis Mumford Glaubwürdigkeit, daß die Technologie eine „großartige Bestechung“ ist: „Außen Ordnung, innen Chaos; außen Fortschritt, innen Regression; außen Rationalismus, innen Irrationalität. In dieser unpersönlichen und überdisziplinierten Zivilisation, die auf ihre Objektivität so stolz ist, nimmt Spontaneität zu oft die Form verbrecherischer Handlungen an und Kreativität findet ihren Ausdruck hauptsächlich in der Zerstörung.“

Im Mittelpunkt dieser Transformation steht die Vervollkommnung der bildgebenden Systeme, der Kognitionswissenschaft, des Künstlichen Lebens, des Biocomputers und der Neurotechnologien, die mehr und mehr zu Schlüsselkonzepten werden, um die Zukunft der Computertechnik und der Verfassung des Selbst und seines Körpers zu verstehen. Weit verteilt über das Netz bilden sich die Metaphern für das digitale Selbst, die Recartesianisierung der Trennung von Körper und Geist und die Objektivierung des Bildes heraus. In einer Sonderausgabe des Time Magazine (Beyond the year 2000) von 1992 wurden einige Bilder veröffentlicht, die herausstellen, auf welche Weise die öffentliche Rezeption der Technologien gelesen werden kann. Der Titel der Bildlegenden einer Reihe von Computertomographien von aktiven Gehirnarealen lautete „Lauschereien“. „Hören“, „Sprechen“, „Sehen“ und „Denken“ waren die Gehirnfunktionen. Auf der nächsten Seite kam eine einzige Computertomographie: „traurige Gedanken“. Diese Forschung steht dem Projekt zur Kartierung des menschlichen Genoms nahe, da sie das biologische und neurologische Wissen als Angelpunkt des epistemologischen und ontologischen Bereiches in Szene setzt, der die nächsten Generationen formen wird. Kognitive „Lauschereien“ sind nur ein anderes Wort für kognitive Überwachungs-techniken. Dieses infologische System, das auf die Beherrschung des Seins zielt, ist nicht mehr nur auf Systeme (wie in der Definition der Kognitionswissenschaft) ausgerichtet, sondern auf die apriorische Berechnung durch den Computer. Daher ist die Erfassung kognitiver Zustände und die Decodierung der Neuro-Logik der Bewußtseinsakte (und vielleicht des Unbewußten?) ein Vorspiel zur Induzierung dieser Zustände als Simulation einer „Erfahrung“ ohne Behinderungen durch die am Körper befindliche Technik der Virtuellen Realität.

Die Begriffe der Präsenz, der Technologie und der cyber-pathologischen Verdrehungen, in denen wir, wie Frederic Jameson schreibt, eine „triumphierend künstliche“ Subjektposition innerhalb von Technologien entwickelt haben, weisen darauf hin, daß Repräsentation und Korrespondenz nicht mehr mit Wahrnehmung zusammenfallen. Bewußtsein selbst müßte vielleicht als etwas Künstliches verstanden werden. Erschreckend ist, wie die aufklaffende Grenze zwischen Bewußtsein (ein Kriterium) und Kognition (eine Beschreibung) durch Biotechnologien, Neuroimplantate und dem möglichen Potential des Post-Cyborg als dem letzten Stadium der Technisierung des Körpers wieder zusammengeheftet wird. Man könnte spekulativ über Neuro-Schnittstellen, Verbindungen zwischen Repräsentationsschemata der Computer und den neuronalen Gehirnaktivitäten nachdenken. Der Einsatz von diagnostischen Technologien zur Identifikation und Analyse von Gehirnaktivitäten, die das Verhalten betreffen, problematisiert Macht und Wissen direkt als eine Technik der Neurokultur. „Der Code“, sagt Claude Raulet, „ist Performativität, die Herrschaft durch reine Operationalität regelbasierter Steuerung ersetzt.“

Selbst der Neuroguru Marvin Minsky sieht in den Neurotechnologien das utopische Phantasma der Aufklärung. Neben offensichtlichen Übertreibungen wie der Frage: „Warum sollten wir das Gehirn im Kopf lassen?“, gibt es von ihm sehr beunruhigende Spekulationen:

„Man betrieb bereits Forschung darüber, Computer direkt mit Gehirnen zu verbinden: um Ertaubten auditive Signale direkt in den Hörnerv zu leiten, um Bildinformation direkt in den primären visuellen Cortex einzuspeisen … Das ist heute noch ziemlich primitiv, aber es gibt keine prinzipiellen Schwierigkeiten … Stellen Sie sich jetzt eine Person vor, die einige Jahrzehnte später lebt und die sich eine direkt mit dem Gehirn verbundene Schnittstelle erwirbt. Dazu braucht man nur einfache Nanotechnologie. Eine Nadel wird in eine der Gehirnhöhlen, die Flüssigkeit enthält, eingeführt und ein mächtiger Computer ist eingeführt. … Er bleibt dort und beobachtet, was in Ihrem Gehirn vor sich geht … Geduldig in Ihr Gehirn schauend, gebraucht der implantierte Computer mächtige KI-Techniken, um die Intentionen zu erkennen, die durch die Muster Ihrer Gehirnaktivität repräsentiert werden … Wenn wir die Schnittstelle mit wachsenden Kompetenzbereichen verstärken, wird die Grenze zwischen Geist und Maschine immer ununterscheidbarer.“

Modelle neuronaler Prozesse, die Verhalten erfassen, werden zweifellos dazu benutzt werden, die Metapher vom Gehirn als Computer, wie sie in der KI und dem Denken der Kognitionsforschung gang und gäbe sind, zu unterstützen. Man verschmelze nur die Metapher des Gehirns als Computer mit der Allegorie des Denkens als verteiltes System, so werden einige der Dimensionen des konnektivistischen Modells deutlich werden. Verteilte Systeme bilden die Grundlage eines neuen Machtsystems. „Mit der Emergenz von Cybernetzwerken kann der autoritäre Raum“, so das „Critical Art Ensemble“, „neu gefaltet und zu jedem Punkt des elektronischen Rhizoms gebracht werden.“ Daß in der dezentralisierten Totalität des Konnektionismus der „organlose Körper“ von Deleuze und Guattari evoziert wird, ist keine Überraschung.

Wenn der Versuch, das menschliche Genom zu kartieren, eine breite praktische Anwendung findet, wird die Vervollkommnung des Biocomputers Techniken herausbilden, um die formierenden Verhaltensantriebe zu kodieren. Der Körper als Maschine, eine Jahrhunderte alte Metapher, wird plötzlich gesteuert durch das operative System der DNA. Dessen Prinzip wurde, wie François Jacob erkannte, als ein von elektronischen Computern entlehntes Modell entdeckt: „Es löst eine Reihe von Operationen aus, die ausgeführt werden müssen.“ Fast ein halbes Jahrhundert später ist die Neurotechnologie in die Informationstheorie eingebettet, die auf die erstaunliche Reihe von Publikationen aus den späten 40er und frühen 50er Jahren zurückgeht (Norbert Wieners Kybernetik, die Informationstheorie von Claude Shannon und Warren Weaver, Memex von Vannevar Busch, Turings „Computing Machinery and Intelligence“ und Watsons und Cricks plötzliche Entzifferung des Programms der Doppel-Helix). Diese Technologien enthalten die Begründung für die Transformation der sozialen Logik der Zivilisation. Biotechnologische Probleme haben die der Weltrepräsentation, der Kommunikation, Politik und Ideologie hinter sich gelassen. Wenn man die Zunahme der Forschungsprojekte betrachtet, dann zielt die Entwicklung der immersiven Medien auf eine Begegnung mit der Neurokognition ab.

Wenn man das Gehirn als operatives System denkt, dann unterstellt dies, daß Verhalten ein programmiertes und verbesserbares System darstellt. Vorschläge für Neurotechnologien, molekulare Maschinen, bildgebende Verfahren für Atome und neuroelektrische Implantate machen deutlich, daß die Cyborg-Ordnung eine neue Ethik benötigt, die ebenso spekulative und eingebettete Technologien wie Verhalten berücksichtigt. „Es ist kein Zufall“, schreibt J. Bialey in „The Broader Intellectual Impact of Parallelism“, „daß die Bereiche der wissenschaftlichen Visualisierung und der Parallelverarbeitung im selben Jahrzehnt miteinander verschmolzen sind.“ Wenn die Technologien konvergieren, wird die Neurokognition das Zentrum eines Erfahrungs- und Verhaltenssystems mit weitreichenden Konsequenzen bilden. Künstliche Intelligenz, Computerkognition, massive Parallelverarbeitung, verteilte Systeme, Netzwerke, Konnektionismus, die Kartierung des menschlichen Genoms, Gen-Medizin und Metakognition sind nicht nur Begriffe aus der technischen Praxis, sondern eines Systems kultureller Transformation, das mit den Computertechnologien verbunden ist.

Neuromedien fördern einen Diskurs mit der Tele-Ästhetik, weil sie nicht nur einen neuen Mechanismus des Austausches darstellen. Es entsteht eine Reihe von künstlerischen Arbeiten, die in der Gentechnik, dem Künstlichen Leben, der Kognitionswissenschaft und dem Konnektionismus ihren Ausgangspunkt finden. Die Ars Electronica 93 „Genetic Art – Artificial Life“ bereitete die Bühne für die Auseinandersetzung mit der Integration von Computertechnik und Biologie vor. Der Umgang mit Computern hat uns gelehrt, so schreibt Peter Weibel, daß die „logische Struktur“ eines Organismus von seiner materiellen Grundlage getrennt werden kann und daß Leben eine Eigenschaft ersterer ist. Seit die Virtualisierung des Körpers vom konnektionistischen Modell verdrängt worden ist, in dem Information und Kognition einander nicht mehr im „global village“, sondern im „global brain“ begegnen, werden die Botschaft und das Medium voneinander unterscheidbar. Selbst ein flüchtiger Blick auf das World Wide Web zeigte Tausende von Sites mit Information, Quellen, Bildern und Software. Eine schnelle Suche nur nach Links brachte folgendes Ergebnis: Genetik (2291 sites), Künstliches Leben (546), Kognitionswissenschaft (924), Parallelverarbeitung (1389), Künstliche Intelligenz (1517), Biotechnologie (1092), Kybernetik (356), Virtuelle Realität (1390) und Kunst (13920). Linking ist der Feedbackmechanismus des Netzwerks, der die Vorstellung von den Hypermedien auf einen allgemeineren Rahmen für die zugängliche Allgegenwart von Information erweitert. Neuronale, synaptische und andere biologische Systeme wurden zu dynamischen, auf den Konnektionismus gestützten Modellen für eine Theorie und Erklärung des Netzes. Diese Bioarchitektur ist eine Verschmelzung von „harten“ und „weichen“ Technologien. Es ist keine Überraschung, daß die Kognition zum Angriffsziel der Cyberwissenschaft wurde und daß ihre Verbindung mit der Repräsentation zum Hinweis auf ihre Leistungskraft in bezug auf die Imagination und die Entwicklung einer genetischen sozialen Logik geriet. Die Technologie hat einen Zustand erreicht, in dem ihre Effekte in einem Feedback-System prozessiert werden können. Dieser transformative Aspekt der Technologie, in dem es die Tendenz eines Übergangs von „einrahmenden“ zu immersiven Technologien gibt, ist die deutlichste und herausforderndste Dimension des Übergangs vom Triumph der Maschinen zur Biologisierung der Technik.

Aus dem Englischen übersetzt von Florian Rötzer

Tim Druckrey ist Ausstellungskurator, Autor und Kritiker und lebt in New York. Arbeitsgebiete sind Theorie der Photographie, soziale Bedeutung der digitalen Bildmedien und Transformation von Repräsentationen in der Technikkultur.

von Timothy Druckrey

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