Von Göttern, Intuition und sinkenden Schiffen
Wenige Highlights, manche Wiederentdeckung und viel Belangloses bei den „Eventi Collaterali“ und Ausstellungen in der Stadt
von Maria Anna Tappeiner
Für den 1997 verstorbenen James Lee Byars wäre mit der diesjährigen Biennale ein Traum in Erfüllung gegangen. Sein 20 Meter hoher Turm „The Golden Tower“ wird erstmals im öffentlichen Raum gezeigt, ein Vorhaben, das zu Lebzeiten nicht realisiert werden konnte. Die goldene Skulptur ist dem Leuchtturm von Alexandria nachempfunden, der Überlieferung nach der erste überhaupt und eines der sieben Weltwunder der Antike. Byars suchte nach einer Möglichkeit, Himmel und Erde symbolisch zu verbinden, um die Menschen mit sich zu vereinen. Es ist eines der ambitioniertesten Werke des stillen Künstlers, dessen Werk für das Flüchtige wie das Ewige gleichermaßen steht. Am Canal Grande auf dem Campo San Vio ist der Goldturm prominent neben dem prächtigen Palazzo Barbarigo platziert und aus vielen Perspektiven erfahrbar. Ein Werk, das Venedig erhalten bleiben könnte.
Die „Eventi Collaterali“ sind seit 1998 fester Bestandteil der Venedig Kunstbiennale. Die Auswahl der offiziellen Nebenausstellungen trifft dabei der jeweilige Biennale-Kurator. In der Regel sind es nationale und internationale Non-Profit-Organisationen und Institutionen, die parallel zu den Hauptschauplätzen in den Giardini und im Arsenale Ausstellungen an verschiedensten Orten in der Stadt ausrichten. Bei einigen von ihnen ist der Eintritt frei, ausgenommen die städtischen Museen. Dieses Jahr hat Christine Macel nur 22 offizielle Beiträge als „Eventi Collaterali“ zugelassen, obwohl die Nachfrage immer groß ist. Denn das rote Biennale-Label verspricht einen finanziellen Zuschuss, mit dem…