Vorbei die Zeit der Dinosaurier der Unmittelbarkeit
Ein Streifzug durch die GLOBALE mit Peter Weibel
Von Heinz-Norbert Jocks
Die 300 Tage dauernde GLOBALE ist ein sich wie ein Rhizom à la Gilles Deleuze und Félix Guattari verzweigendes Geflecht aus Ausstellungen, Performances, Konferenzen und Symposien, das die kulturellen Effekte der Globalisierung und Digitalisierung, welche das Leben auf unserem Planeten verändern, aufzeigen und einen Überblick über die entscheidenden künstlerischen, sozialen und wissenschaftlichen Tendenzen des 21. Jahrhunderts geben möchte. Um mehr Klarheit darüber zu bekommen, wie die verschiedenen Ausstellungen miteinander verzahnt sind, traf sich unser Autor Heinz-Norbert Jocks mit Peter Weibel, dem Leiter des ZKM, zu einem ausführlichen Gespräch in Karlsruhe. Wie ein imaginärer Streifzug durch die GLOBALE angelegt, werden dabei facettenreiche Querverbindungen zwischen den einzelnen Elementen dieser einzigartigen Schau hergestellt und detailliert Werke als Beispiele herausgegriffen.
***
Heinz-Norbert Jocks: Zu Beginn unseres imaginären Rundgangs wüsste ich gerne, wie sich all diese Ausstellungen zu einem dialogisierenden Ensemble fügen.
Peter Weibel: Über 300 Tage erstreckt sich eine Reihe von Ausstellungen, die, aufeinander abgestimmt, spezifische Themen ausdifferenzieren, die sich aus den Prozessen der Globalisierung und Digitalisierung heraus entfalten. Diese Prozesse spiegeln sich sowohl in Strömungen wider, die von mir als Infosphäre und Exo-Evolution bezeichnet werden, andererseits in Strömungen, die ich Renaissance 2.0 sowie die noetische Wende zu einer Werkzeugkultur nenne. Als Koordinator und Ideengeber habe ich mir dazu geeignete Partner ausgesucht, sowohl innerhalb als auch außerhalb des ZKM wie zum Beispiel Yuko Hasegawa, Bruno Latour oder Siegfried Zielinski. Die Themen werden gemeinsam diskutiert, dadurch angereichert und erweitert. Denn jeder, der…