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Biennalen · von Susanne Boecker · S. 236 - 247
Biennalen , 2011

Wagnis Abstraktion

»Untitled« (12. Istanbul Biennale), 2011
Antrepo 3 & 5, Istanbul, 17.9.-13.11.2011

von Susanne Boecker

Die Meinungen sind geteilt. Auf der einen Seite große Begeisterung, auf der anderen Seite große Enttäuschung. Dass die 12. Ausgabe der Istanbul Biennale bei den Kritikern kein einhelliges Echo hervorruft, spricht jedoch nicht gegen sie. Gilt doch die 1987 gegründete Biennale als eine der innovativsten, experimentellsten und spannendsten Großausstellungen weltweit. Immer wieder haben verschiedene Kuratoren(teams) versucht, die Strukturen der Veranstaltung aufzubrechen und die Biennale neu zu orientieren. Dass da schon einmal Erwartungen enttäuscht werden, gehört zum Geschäft. Fanden die Ausstellungen anfangs unter dem Motto „zeitgenössische Kunst in traditionellen Räumen“ statt, verlagerten die Kuratoren die Schau später in weniger touristische Stadtviertel. Charles Esche und Vasif Kortun bespielten 2005 erstmals heruntergekommene, oft kurz vor dem Abriss stehende Gebäude, und auch ihre Nachfolger sind nicht in die Hagia Sophia zurückgekehrt. Die thematische Ausrichtung der Istanbul Biennale sorgte ebenfalls immer wieder für Überraschungen. Als vor zwei Jahren das Kuratorinnenkollektiv What, How & For Whom (WHW) in seiner agitatorisch-pädagogischen Schau mit Berthold Brecht „What Keeps Mankind Alive? (Denn wovon lebt der Mensch?)“ fragte, reagierten viele irritiert. Politische, sozialkritische Positionen – ja bitte, immer gerne. Aber kommunistische?

Die von Jens Hoffmann und Adriano Pedrosa kuratierte 12. Istanbul Biennale setzt sich in vielerlei Hinsicht von den vorangegangenen Ausgaben ab. So verzichteten die Kuratoren bewusst auf einen langen und vermeintlich aussagekräftigen Titel, wie er sich für Biennalen eingebürgert hat. Stattdessen kündigten sie „Untitled“ (12. Istanbul Biennale), 2011, an. Eine Künstlerliste, die eventuelle Rückschlüsse auf das Programm…


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