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Ausstellungen: Wien · von Michael Hübl · S. 372 - 373
Ausstellungen: Wien , 2008

Michael Hübl
Wahlverwandtschaft

»¡ Viva la muerte ! Kunst und Tod in Lateinamerika«
Kunsthalle Wien, 17.10.2007 – 17.2.2008

¡ Viva la muerte ! verkündet die Kunsthalle Wien. Die erste Assoziation: ein typisch Wiener Thema. Der Tod gehört zu den Klischees, die dieser Stadt anhaften wie die Walzerseligkeit oder die Kaffeehauskultur. Wie oft schon ist die “scheene Leich” zitiert worden, so als müsste zwischen Leben und Ableben eine enge intime Beziehung bestehen. Wenn du Glück hast, sagt ein Wiener Witz in hochdeutscher Übersetzung, – wenn du Glück hast, kannst du beim Bootfahr’n auf der alten Donau sehen, wie sie eine Leiche herausziehen. Wenn du Pech hast, bist du’s selber. Die Ausstellung korreliert mit dieser Attitude, indem sie ihren Fokus auf Kunst und Tod in Lateinamerika richtet und dabei von der These ausgeht, dass zwischen dem Rio Bravo del Norte im Norden Mexikos und der Tierra del Fuego an der Südspitze Chiles ein besonderes Verhältnis zum Tod bestehe. Mithin signalisiert denn die Wiener Schau eine Art interkultureller Wahlverwandtschaft, wenngleich das theoretische Grundgerüst der Ausstellung auf eine Beobachtung von Octavio Paz zurückgeht, der erklärte: “Für die Nordamerikaner scheint die Welt etwas zu sein, das man vervollkommnen, für uns aber ist sie etwas, das man erlösen kann”.

Gestützt wird die Behauptung des 1998 verstorbenen Dichters, Essayisten und Diplomaten durch die ungenierten Ahnen-Fêten, die in Mexiko am Dia de los Muertos auf den Gräbern verblichener Freunde und Anverwandter gefeiert werden: der Friedhof als blumengeschmückter Ort fröhlicher Candlelight-Partys mit Torte, Tanz und Jenseitsbezug. Im Vergleich dazu beginnt die Wiener…



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