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Titel: Kunst und Sport · von Verena Kuni · S. 68 - 67
Titel: Kunst und Sport , 2004

VERENA KUNI
WELLNESS, ALS HOHE KUNST BETRACHTET

Die wenigsten werden Widerspruch gegen die Behauptung einlegen wollen, dass die Beschäftigung mit Kunst – und namentlich der zeitgenössischen – eine überaus wohltuende Angelegenheit ist. Was keineswegs bedeutet, gegen Karl Valentins gern zitierte Sentenz, Kunst sei schön, mache aber viel Arbeit, Widerspruch einlegen zu wollen – ganz im Gegenteil. Vielmehr wäre zu betonen, dass dies keineswegs allein für deren ProduzentInnen gilt, sondern gut und gerne auch für die Rezeption in Anspruch genommen werden darf. Aber – um ein dem Thema dieses Bandes angemessenes Bild zu wählen – verhält es sich mit dieser Art der Arbeit gerade für letzteren Personenkreis nicht ganz ähnlich wie mit dem “Work Out” in einem Sportstudio? Handelt es sich nicht auch hier um Mühen, die man nicht nur freiwillig auf sich nimmt, sondern für die man – so man nicht zum professionellen Trainingspersonal gehört – auch zu bezahlen bereit ist?

Gleichwohl, so wäre einzuwenden, hat dieser Sportsgeist mit physischer Bewegung wenig zu tun – es sei denn im Sinne der Pfallerschen “Interpassivität”1: Selbst Kunst, die sich unmittelbar mit dem Thema Sport beschäftigt, verlangt ihrem Publikum doch in den seltensten Fällen körperliche Anstrengungen – sondern wohl vielmehr geistige Bemühungen ab, die dann idealerweise zur Kräftigung der mentalen Muskulatur, wenn nicht allein zu schnödem hedonistischen Genuss und auf diesem Wege eben zu einer Steigerung des allgemeinen Wohlbefindens führen mögen. Wie schön, wenn Matthew Barney im Aufzugschacht des Chrysler-Buildings um sein künstlerisches Seelenheil klettert oder sportlich durch Frank Lloyd Wrights sich in der Tat…


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