Heinz Schütz
Weniger ist mehr
»Die Sammlung Daled«
Haus der Kunst, München, 30.4. – 25.7.2010
Das beginnende 21. Jahrhundert besiegelt im Kunstbetrieb neben dem Aufstieg des Kurators den Aufstieg des Sammlers. Im Gegensatz zum inzwischen anachronistisch anmutenden Mäzen, der hinter Kunst und Künstlern zurücktritt, überschreibt der neue Sammlertypus seine Sammlung mit seinem Namen, er tritt an die Öffentlichkeit und baut sich gegebenenfalls sein eigenes Museum mit womöglich öffentlichen Mitteln. Sicherlich, auch zuvor gingen Privatsammlungen in Museen auf und über, auch zuvor waren Sammler für Künstler insbesondere als Käufer von Bedeutung, doch der Stellenwert privater Sammlungen geht heute darüber hinaus. Sie tragen zunehmend dazu bei, Kunst im hierarchischen Gefüge der Kunstwelt und des Marktes zu positionieren, was dazu führte, dass Künstler sich vermehrt mit den Rankinglisten von Sammlungen befassen. Solcherart Pragmatismus wiederum kommt der Tendenz entgegen, Kunst nicht mehr mit Diskursen zu verbinden, sondern sie auf das Faktum ihrer Positionierung zu reduzieren. Grundsätzlich, und zumal angesichts schrumpfender Kulturetats, kann die Präsentation privater Sammlungen die Züge eines Geschenkes an die Öffentlichkeit annehmen, sie kann Defizite öffentlicher Sammlungen kompensieren, sie kann über obsessive Sammlerpersönlichkeiten ungeahnte Perspektiven eröffnen. Kann und könnte. Häufig sind Sammlungen nur die erfolgreiche Verlängerung erfolgreicher Galerieprogramme, häufig liefern sie ein simples Abbild des Marktes, in den sie dann auch spekulativ eingreifen, in einen Markt, der in seiner Obszönität ständig neue Preisgefälle konstruiert. Die Tatsache allein des Kunstbesitzes – insbesondere an diesem Punkt unterscheidet sich der Aufstieg des Kurators von dem des Sammlers – garantiert nicht die Aufmerksamkeit verdienende Substanz einer Sammlung, auch…