Manifesta 14 Prishtina
Wenn die Sonne untergeht, dann malen wir den Himmel an
Eine Manifesta für die neue Generation
von Sabine Maria Schmidt
Als erstes ist es eine dicke Portion Humor, die sich von einem der höchsten Gebäude im Stadtzentrum Pristinas herauslesen lässt. Taumelnde Sterne und purzelnde Buchstaben verzieren das Gebäude: das Grand Hotel, ein ehemaliges Luxus-Hotel auf dem Mutter Theresa Boulevard, wie die Flaniermeile heute heißt. Bis zum Ende des Kosovo-Kriegs befand sich das Gebäude im Besitz der jugoslawischen Regierung. Es wurde nie ganz fertig gestellt. Für Tito war eine eigene Suite eingerichtet. Logiert hat der Präsident auf Lebenszeit dort aber wohl nie. Es ist die Arbeit des albanischen Künstlers Petrit Halilaj, der die Wortfragmente über der Fassade auflöste und einen neuen Satz um das Gebäude spinnt: Wenn die Sonne untergeht, dann malen wir den Himmel an. Statt der renommierten 5 Sterne verteilt er 27 und fordert gleich auch die Nachbarn auf, ähnliches auf ihren Gebäuden zu tun. Vom Glanz verlorener Zeichen und Zeiten spricht seine Installation, die sich gänzlich von der Dachterrasse um die Gebäudeachse zieht. Sie ist auch symbolisch für ein Europa, das zunehmend auseinanderzubrechen droht und deren Gemeinschaft zugleich ein unerfülltes Versprechen für die Länder des Balkans bleibt.
Die Geschichte der Manifesta14 in Pristina beginnt mit diesem Hotel und formuliert von dort ihren thematischen Kern. Ein Hotel, selbst voller Geschichten von Besuchern und ehemaligen Mitarbeitern, die sich nach ihrer alten Arbeit sehnen. Auch von einer verloren gegangenen Kunstsammlung aus über 400 Stücken, von denen viele wohl im Tausch gegen…