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Ausstellungen: Berlin · von Hermann Pfütze · S. 261 - 262
Ausstellungen: Berlin , 2004

HERMANN PFÜTZE
When Love turns to Poison

Kunstraum Berlin-Kreuzberg/Bethanien, 20. 3. – 9.5.2004

Diese Ausstellung ist der Versuch, an der derzeit modischen, ästhetisch-moralischen Restauration teilzuhaben, allerdings sozusagen aus der Schmuddelecke. Wenn schon Wiederkehr der Bekenntnisse zu Schlossfassaden, Traditionskulten, Gut-und-Böse-Religionen und zum Retro-Design, dann bitte auch etwas für die Sittenwächter. Das fängt mit dem Hinweis an, dass Jugendliche unter 18 nur in Begleitung ihrer Eltern herein dürfen. Die Ausstellung ist zwar in Teilen pornografisch, aber es gibt nichts, was die meisten Jugendlichen nicht schon in Sexmagazinen oder im Fernsehen gesehen hätten und die meisten Eltern dürften ratlos sein, wovor sie ihre Kinder hier moralisch behüten sollen.

Bestimmt nicht z.B. vor Stu Meads buntem Bildchen eines unten herum nackten Polizisten mit erhobenem Knüppel, wo heute doch jedes Kind weiß, dass Polizisten komplett wasserdicht und schlagfest angezogen sind. Und die Warnung an junge Mädchen, sich nicht nackt in den Wald zu legen, ist zwar immer richtig, aber die von Beth Love ausgepinselten kitschig-idyllischen Jungfrauenträume zwischen wilden Tieren, seltsamen Pflanzen und mit, hoffentlich ironisch gemeinten, religiösen Titeln sind selbst als altertümelnde Märchenillustration verfehlt. Der Betrachter soll sich offenbar als Voyeur ertappen, auf den die Künstler und ihre kindfrauhaften Modelle es abgesehen haben als Dritten im Bunde frivoler, verklemmter Lüsternheit, mit der die moderne erotische Freizügigkeit wieder eingefangen werden soll in die Schranken des Verbotenen und der moralischen Korrektheit.

Was aber ist der Fall?

Die Anspielungen von Gewalt und Sex in den kleinformatigen Bildern von Stu Mead und Beth Love (beide stammen aus Iowa und leben zur Zeit in Berlin)…


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