Heinz Schütz
Wiener Festwochen 1999: Wahlverwandtschaften
Sofiensäle, Wien, 28. und 29.5.1999
Im Zentrum der Wiener Festwochen steht das Theater. “Wahlverwandtschaften” erweitert den Theaterrahmen: Die Dauerveranstaltung (Beginn: 19.00 Uhr, Ende: 3.00 Uhr) präsentierte in den Sofiensälen vom Keller bis zum Dachboden – teils diachron, teils synchron – Installationskunst, Tanz, Schauspielerei, Performance und Video; Text, Musik und Klang; computergenerierte, gefilmte und fotografierte Bilder. Bereits die Ankündigung der Veranstaltung als “Inszenierung neuer Spielformen der Live Art” vermag die Frage zu provozieren, ob hier tatsächlich Neues geschieht, eine Frage, die angesichts der Tatsache, daß die Kategorie “neu” im gegenwärtigen ästhetischen Diskurs grundsätzlich entzaubert wurde, eher belanglos erscheint. Trotzdem sei daran erinnert, daß im Avantgardismus mit der Aktionierung der bildenden Kunst und der Abkehr des Theaters vom Primat des Dramentextes eine partielle Annäherung von Kunst und Theater stattfand. Insbesondere in der zweiten avantgardistischen Welle drängte das Theater zur Aufhebung der Rampe und in der Kunst attackierten Happening und Event, Fluxusveranstaltung und Aktionskunst die Prämissen des in sich ruhenden und vom Künstler abgelösten Werkes. Während in den 60er/70er Jahren der theatrale Schein vehement negiert wurde, läßt sich in den achtziger und neunziger Jahre eine neue Lust am inszenierten Schein beobachten. Performances, in den 70er Jahren häufig vom Minimalismus geprägt, werden nun insbesondere zu einem Teil der Clubculture. Das Theatrale und das Inszenierte werden zu wesentlichen Elementen der Kunst, wobei immer wieder der Körper, seine Kostümierungen und medialen Vermittlungen im Vordergrund stehen.
In den “Wahlverwandtschaften” tritt nicht nur das Inszenatorische hervor, sondern, in Einklang mit dem Aufstieg des Kurators zum…