Thomas Wulffen
Wir sind Kunst – Die 4. Berlin Biennale: Von Menschen und Mäusen
25.3. – 28.5.2006. Fotorundgang von Wolfgang Träger
Auf der letzten Biennale in Venedig wurden Luftfächer verteilt. Auf ihnen war das Bild des Papstes Johannes Paul II., mit bürgerlichen Name Karol Józef Wojtyla, zu sehen, in segnender Haltung. Unter dem Bild ist zu lesen: Save the Date / 4th berlin biennial for contemporary art / March, 24, 2006.
Dieses Datum ist jetzt Vergangenheit und angesichts der Berlin Biennale für zeitgenössische Kunst wirkt das Abbild des Papstes gar nicht mehr als ein bloßer Werbegag, sondern wird zum Deutungsmuster einer Biennale, die die Kunst als solche wieder entdeckt. Vergessen oder verleugnet werden die konzeptuellen oder analytischen Inhalte zeitgenössischer Kunst. Dafür menschelt es sehr und der Titel der Biennale ,Von Mäusen und Menschen’1 gibt die Atmosphäre vor. Der Roman von John Steinbeck, auf den sich der Titel bezieht, ist ein Abgesang auf den american dream. Der Titel selbst ist einem Gedicht von Robert Burns entnommen. Mauricio Cattelan spricht im Interview mit Nancy Spector im Katalog zur Ausstellung über eine merkwürdige Gleichung: “Für mich ist es eine Ausstellung über Menschen, die sich wie Tiere benehmen, und über Tiere, die beängstigend und ängstlich wie Menschen aussehen.” Darin kann man ein Echo des späten Foucaults hören: “Jahrtausende hindurch”, schrieb dieser, “ist der Mensch das geblieben, was er für Aristoteles war: ein lebendes Tier, das auch einer politischen Existenz fähig ist. Der moderne Mensch ist ein Tier, in dessen Politik sein Leben als Lebewesen auf dem…