vorheriger
Artikel
nächster
Artikel
Titel: Vom Sinn der Kunst - III. Fragen an Philosophen der Ästhetik · von Mafalda Millies · S. 132 - 135
Titel: Vom Sinn der Kunst - III. Fragen an Philosophen der Ästhetik , 2018
Titel: Vom Sinn der Kunst - III. Fragen an Philosophen der Ästhetik

Wolfgang Welsch

Mittels der Kunst geht es eigentlich um Lebenskunst
Sechs Fragen und Antworten zu Sinn und Bedeutung von Kunst

Animalische Anfänge

Ist das Kunstschaffen eine Dimension des Humanen, und somit als dem Menschen eigen eben auch als das der Spezies Mensch Eigene zu verstehen?

Ohne Zweifel gibt es im Tierreich keinen Picasso, keinen Beethoven und keine Yoko Ono. Die Eigensphäre der Kunst entsteht erst im Zug der kulturellen Evolution und findet sich nur beim Menschen. Allerdings haben unser Kunstschaffen und unser ästhetischer Sinn evolutionäre Vorbedingungen und Vorläufer. Unsere Fähigkeiten sind nicht vom Himmel gefallen, sondern haben sich aus animalischen Anfängen entwickelt.

Nicht-libidinöse Feinbeschreibung

Handelt es sich bei der Kunst vielleicht um ein rein kulturelles Phänomen, um erlerntes Verhalten ohne direkte biologische Ursache? (Ich denke hierbei an Charles Darwins berühmte Theorie der natürlichen Auslese.)

Kunst verlangt ästhetischen Sinn. Und der hat sich evolutionär schon lange vor dem Menschen, nämlich bereits im Tierreich entwickelt. Das war das große Thema des zweiten Teiles von Darwins zweitem Hauptwerk Die Abstammung des Menschen und die geschlechtliche Zuchtwahl von 1871. Die natürliche Auslese genügt nicht, sie muss durch die sexuelle Auslese ergänzt werden, und diese basiert auf ästhetischen Faktoren. Der zunehmenden Schönheitsproduktion auf Seiten der Männchen korrespondiert die Ausbildung eines ästhetischen Sinnes bei den Weibchen; diese wählen den ästhetisch Attraktivsten zur Paarung. Insofern sind Schönheit und Ästhetik von ihrem Ursprung her sexuell grundiert und biologisch hochbedeutsam.

Allerdings haben sie sich beim Menschen von dieser Grundierung auch weithin gelöst. Wenn uns Gustav Mahlers sechste Symphonie tiefer ergreift als die vierte, so…


Kostenfrei anmelden und weiterlesen:

  • 3 Artikel aus dem Archiv und regelmäßig viele weitere Artikel kostenfrei lesen
  • Den KUNSTFORUM-Newsletter erhalten: Artikelempfehlungen, wöchentlichen Kunstnachrichten, besonderen Angeboten uvm, jederzeit abbestellbar
  • Exklusive Merklisten-Funktion nutzen
  • dauerhaft kostenfrei