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Titel: Zehn Sätze zur Fotografie · von Leopold Rombach · S. 48 - 71
Titel: Zehn Sätze zur Fotografie , 1978

Leopold Rombach
Zehn Sätze zur Fotografie -Vorüberlegungen zu einer Allgemeinen Theorie

Die vorliegenden Überlegungen stellen die meisten der bisher bekannten Ansätze auf den Kopf. Dies jedoch nicht aus gedanklicher Willkür, sondern aus einem Eindruck der Unbefriedigtheit angesichts der Grenzen jener Foto-Publikationen, die uns bekannt sind.

Die Ausgangslage stellt sich folgendermaßen dar: das Spektrum fotografischer Probleme erstreckt sich zwischen zwei Extrempunkten, an denen sich jeweils auch die Publikationen orientieren. Der eine Punkt betrifft die Technik und die Frage der Gegenstandsnähe der Fotografie, – berücksichtigt jedoch nicht die Hintergrundsentscheidungen und den Interessenskontext. Die andere Seite bezieht sich nur auf die soziologischen Aspekte, weiß jedoch zu wenig über die Bildentstehung Bescheid. In der Literatur spiegelt sich diese Spannung z. B. im Unterschied zwischen technik-orientierten Didaktiken (wie Feininger, oder Graeb) einerseits, – und eigentlich politischen Analysen, etwa der didaktischen Richtung “Visuelle Kommunikation” andererseits. Demgegenüber wird hier versucht, eine Vermittlung herzustellen zwischen Technik und Soziologie der Fotografie. Als Instrument hierzu dient die Vermittlung von Gedanken aus der Semiotik mit Überlegungen aus der Massenkommunikationsforschung. Dies ist möglich, weil beide Richtungen sich insofern berühren, als sie auf Entscheidungsmechanismen zurückgeführt werden können. Die Semiologie kann Beschreibungsweisen liefern zu dem Problem der Bildentstehung und -Wahrnehmung, die Massenkommunikationsforschung dagegen zeigt auf, wie sich die kontextuellen Verwertungsformen auf das Foto als Zeichen auswirken.

Beispielsweise liest sich die Rede von der unbestechlichen Wirklichkeitsnähe von Fotos in semiologischer Sprache anders: die Semiologie erklärt sie dadurch, daß die Fotografie imstande ist, sehr viele relevante Züge von Wahrnehmungscodes zu repräsentieren. Diese Formulierung bringt das Problem auf einen gedanklich…


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