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Magazin: Hochschulen & Akademien · S. 416 - 419
Magazin: Hochschulen & Akademien , 1989

Doris von Drathen
Zick-Zack-Politik

Zum Nachfolger-(innen)-Streit an der Hamburger Hochschule für Bildende Künste

In diesem Jahr soll die Hamburger Hochschule für Bildende Künste ihr 222jähriges Bestehen feiern – so hatte es der Noch-Präsident Carl Vogel beschlossen, der Schnapszahlen liebt und seine eigene Person so sehr, daß seine Eitelkeit es nicht verschmerzt hätte, zur 225-Jahr-Feier nur als “Alt-Präsident” aufzutauchen oder gar die 250-Jahr-Feier zu versäumen.

Auch Schnapsideen liebt er über alle Maßen, wie er in zwölf Jahren Zick-Zack-Politik, die selbst Wilhelm II. an Unberechenbarkeit übertraf, bewiesen hat. Mit einem wilden Tusch von Intrigen, Verwirrungen, Attacken und Kabalen spielte Vogel nun zu seinem eigenen Abschied auf, halfterte in tollem Galopp sich selbst ab, verprellte seine letzten Freunde, stolperte über die Fallseile, die er selbst ausgelegt hatte. Als die Bewerbungsfristen für die Nachfolgerwahl schon abgelaufen waren, machte sich Vogel für eine nachträgliche Kandidatin stark, die nicht er – wie er betont -, sondern die Studenten vorgeschlagen hatten. Niemand wollte es glauben, daß Adrienne Goehler – ehemals Kulturreferentin der Grünen, Diplompsychologin, Initiatorin der “Frechen Frauen”, Mitbegründerin des “ersten Hamburger Piratensenders Querfunk”, Organisatorin der Hamburger “Klabauternächte” – gewählt werden könnte, aber sie wurde gewählt, mit 18 von 31 Stimmen und juristisch gesehen auf sehr dünnem Eis: Anzufechten ist nicht nur ihre verspätete Bewerbung, sondern auch ihre berufliche Erfahrung, da die Hamburger Bürgerschaft ein Feierabend-Parlament ist; daß Carl Vogel, der sich seit dem 10. März nicht nur als Steigbügelhalter, sondern auch als der persönliche Referent der durch die Wahl vorgeschlagenen Nachfolgerin geriert, inzwischen sich selbst als “Freizeit-Präsidenten” bezeichnet, macht…


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