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Titel: Konflikte · von Almut Linde · S. 70 - 81
Titel: Konflikte , 2014

Almut Linde
Konflikt.

Zur existentiellen Notwendigkeit von Kunst

Der erste Teil dieser Abhandlung beschäftigt sich mit Hintergründen von Konflikt und den bedrohlichen Folgen von Konfliktvermeidung. Der zweite Abschnitt beleuchtet insbesondere die Rolle der Kunst in der Notwendigkeit eines Umganges mit Konflikten. Da die anschließenden Betrachtungen Teil meiner künstlerischen Arbeitsweise1 sind, werde ich im zweiten Teil auch auf Beispiele aus meinem Werk verweisen.

Konflikt

Gaza, Ukraine, Irak, Iran, Syrien, Nigeria, Fukushima, Geldmarkt, Klimaerwärmung, Überbevölkerung, Überproduktion, Umweltverschmutzung, Peak Oil, NSA, Methanbombe, Ressourcenknappheit … Eine quantitative Untersuchung ergibt ein stetiges Ansteigen der Anzahl der jährlich gemessenen Konflikte um gesellschaftliche Güter.2 Wir besitzen Technologien, mit denen wir nicht umgehen und deren Konsequenzen wir nicht bewältigen können. Wir verbrauchen Ressourcen als wären diese unendlich, wir besitzen Produkte die wir nicht wollen, verfügen über Annehmlichkeiten, die uns weniger glücklich machen als erwartet und die Umwelt und das Klima schädigen. Ein Bewusstsein darüber, dass Konsum als Lebensentwurf nicht das erwartete Glück bringt, ist am Erwachen. Es scheint, dass sich die Systeme der Ökonomie, der Ökologie, des Finanzsystems, der Politik und der sozialen Systeme verselbstständigt haben. Der Mensch sieht sich konfrontiert mit einer scheinbar unkontrollierbaren Komplexität von Prozessen und Ereignissen. Lokale Prozesse haben globale Auswirkungen. Das menschliche Wollen, sei es sozialer, wirtschaftlicher oder politischer Natur stößt mit der Wirklichkeit zusammen. Dazu korrespondiert der Begriff „Konflikt“. Das deutsche Wort „Konflikt“ besteht aus der lateinischen Vorsilbe con (zusammen) und dem Verb fligere (stoßen). Das Verb con fligere (zusammenstoßen) beinhaltet in der weiteren Wortbedeutung „kämpfen“. Dabei ist Konflikt nicht als etwas Externes zu verstehen, das…

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