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Titel: Skulptur im 20. Jahrhundert · S. 69 - 88
Titel: Skulptur im 20. Jahrhundert , 1984


Zwischen Kunsttourismus und Standortsuche

von Siegmar Gassert

Als Galerist Ernst Beyeler, die Kunsthistoriker Reinhold Hohl und Martin Schwander 1980 im Wenkenpark bei Basel die Ausstellung “Skulptur im 20. Jahrhundert” wagten, war der Ausgang des Unternehmens spannend, weil ungewiß, wenngleich schon 1977 Münster mit “Skulptur” einen Meilenstein gesetzt und den Anspruch von Plastik auf Raum plus Landschaft exemplifiziert hatte. Mit einem Spektrum von Rodin bis zu Dennis Oppenheim war man schließlich in einer Sommerausstellung, zu der 200.000 Besucher kamen, überaus erfolgreich. Der Wenkenpark in Riehen gab dazu in der Tat ein ideales Gelände ab. Im strengen Symmetrieablauf des ordentlichen Französischen Gartens ließen sich die Begründer und Klassiker der Moderne fast mit leichter Hand wie organisch eingebunden präsentieren. Der Englische Garten mit Tal-, Hügel-, Wiesen- und Waldteilen bot als in sich geschlossener Landschaftsbereich geradezu ideale Räume für die Aufbruchs- und Ausbruchsunternehmungen der jüngeren Plastikergeneration. Vor allem Richard Serra’s “Höhenmarken im offenen Gelände”, zehn geschmiedete Stahlquader, denen die selten bruchlos vollziehbare Symbiose zwischen Kunst und Landschaft zugunsten einer verdeutlichenden Lesbarkeit von Raum und Gedanke gelang, und Dennis Oppenheim’s “Sammelstelle zur Festnahme und Sichtbegrenzung radioaktiver Pferde”, die in ihrer Aktualität unübersehbar globale politische Dimensionen setzte, machten das Ausstellungsunternehmen zu einem weitherum begrüßten und zu Recht beklatschten Ereignis. Wesentlich ist es diesen beiden Auftragswerken und dem vorgegebenen Naturrahmen der beiden Gärten zu verdanken, daß ein Glücksfall an Präsentation in einem ansonst geschickt breiten Überblick über das Plastikschaffen unseres Jahrhunderts möglich war. Die Innenplastik, damals in der herrischen Architektur der zu einer Museumsscheune umfunktionierten ehemaligen Reithalle plaziert,…


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