Angela Merkel hängt Nolde-Bilder ab

13. April 2019 · Kulturpolitik

Bundeskanzlerin Angela Merkel gab zwei Bilder von Emil Nolde (1867-1956) aus ihrem Arbeitszimmer an die Stiftung Preußischer Kulturbesitz zurück. Die Bilder sind derzeit bis zum 15. September 2019 in Berlin im Hamburger Bahnhof in der Ausstellung „Emil Nolde – eine deutsche Legende“ zu sehen und werden danach nicht mehr im Bundeskanzleramt aufgehängt. Offiziell wird kein Grund genannt, weshalb die Kanzlerin künftig auf Leihgaben aus dem Bestand der Stiftung verzichtet, doch schon als Helmut Schmidt als Bundeskanzler die Nolde-Bilder aussuchte, hatte Felix Krämer, Direktor des Düsseldorfer Kunstpalastes, dies kritisiert: „Nolde war Antisemit, Rassist und ein überzeugter Nationalsozialist.“ Das thematisiert auch die jetzige Ausstellung – denn Nolde ist ein Paradebeispiel für eine Geschichtsklitterung und Verdrängung der NS-Vergangenheit. Obwohl Emil Nolde sich 1934 in seinem Buch „Jahre der Kämpfe“ als den Nazis nahe stehend und als Antisemit outete und Nazi-Größen wie Joseph Goebbels und Albert Speer ihn anfangs förderten, verfügten die NS-Kulturpolitiker die Schließung des Nolde-Raums in der Hamburger Kunsthalle. Trotzdem konnte der Galerist Ferdinand Möller es wagen, in seiner Galerie im April 1937 Emil Nolde auszustellen, und ein Zeitgenosse notierte, es sei aus dieser Ausstellung sogar „kolossal verkauft“ worden. Doch bereits zwei Monate später gab es in Sachen Nolde einen kunstpolitischen Schwenk in die andere Richtung, denn im Juni 1937 musste Rudolf Probst in seiner Mannheimer Galerie eine Nolde-Ausstellung nach drei Tagen auf Anweisung der Reichskulturkammer abbrechen. Nach 1945 versuchte sich Emil Nolde zu einem Verfolgten des Nazi-Regimes zu stilisieren, aber das war er keineswegs, denn noch 1941 gab er in seiner Steuererklärung als Maler ein Einkommen von 80.000 Reichsmark an. https://www.smb.museum/museen-und-einrichtungen/hamburger-bahnhof/home.html


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