Barock : Opium : Venedig : Surrealismus

4. Dezember 2019 · Aktionen & Projekte

Der Berliner Künstler Hans Winkler entwickelte in Venedig eine Reihe von künstlerischen Arbeiten und Interventionen im öffentlichen Raum, „die auf die Geschichte Venedigs als Handelszentrum verweisen, als auch Verbindungen zur Avantgarde im Barock herstellen“. So pflanzte er in der Lagune ein Feld mit Schlafmohn an, als Reflex auf den Gewürzhandel mit dem Orient, der Venedig einst reich machte, der aber auch ein globaler Drogenhandel war: „Den Handel mit Opium kontrollierte Venedig, da die Lagunenstadt seit dem 13. Jahrhundert das Hauptzentrum des europäischen Handels war und Opium als Allheilmittel (Theriak) europaweit hochgeschätzt wurde.“ Auf diesen Zusammenhang zwischen Opiumhandel und Barock machte Winkler auf Plakatfotos aufmerksam – in der Architektur ist Venedig zwar wesentlich durch die Palazzi aus der Epoche der Renaissance geprägt, doch im Spätbarock nahmen in Italien venezenianische Maler wie Giovanni Battista Tiepolo (1696-1770) eine führende Rolle ein. Winkler glaubt allerdings, auch in der illusionistischen Barock-Architektur hallizinogene Momente zu entdecken: „Es ist auch nicht von der Hand zu weisen, dass der Schlafmohn als natürliches Gewächs dem Säulenbau in der Barockkirche Santa Maria di Nazareth als Vorlage diente… Exemplarisch stehen hierfür die illusionären, raumbezogenen Arbeiten des Künstlers und Jesuiten Andrea Pozzo (1642-1709), als auch die des Maler und Dichters Salvator Rosa (1615-1673)… In seiner Philosophie strebte er die Tugenden eines einfachen Lebens an, das frei von Besitz ist. Er propagierte sexuelle Freiheit und Experimente mit bewusstseins-verändernden Drogen, wie Pilze und Opium, wodurch das rationale und lineare Denken, um neue Formen der Wahrnehmung bereichert werden sollte.“ Hans Winkler präsentierte eine Dokumentation seiner Aktionen zusammen mit dem Buch „Barock : Opium : Venedig : Surrealismus“ soeben in Venedig in der Emily Harvey Foundation.

Dazu in Band 224 erschienen:


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