Berlin: Streit um Schilfbeet-Skulptur

22. Oktober 2021 · Kulturpolitik

Die bisherige Leiterin Katja Blomberg ließ seit 2005 auf dem Gelände des Berliner „Haus am Waldsee“ einen Skulpturengarten anlegen, der nun unter dem derzeitigen kommissarischen Leiter Tobias Bader denkmalgerecht saniert wird. Dagegen wehrt sich der Künstler Peter Ablinger, der dort 2007 ein 5×5 m großes Schilfbeet als „Klangskulptur“ anlegte, bei der „das helle Rauschen des Schilfs kontrastiert zu den Bäumen des Gartens, insbesonders der am Ufer stehenden Erlen, die dunkel rauschen“ (O-Ton Ablinger). Er beschwert sich, sein Werk werde nun durch die Sanierungsmaßnahmen zerstört, und „vermutlich auch weitere Kunstobjekte“. Bader entgegnet dazu, „dass die künstlerischen Entscheidungen Frau Blombergs Bestand haben, bis die Stelle des Direktors/der Direktorin neu besetzt sein wird. Hierfür ist der 1. Juni 2022 avisiert.“ Allerdings habe Katja Blomberg auch „von Anfang an auf einen steten Wechsel der gezeigten Positionen geachtet“ und daher z.B. bereits mit Thomas Rentmeister darüber gesprochen, dass „dessen Arbeit ‘Depot, gestern (2009)’ uns in den nächsten Tagen verlässt“. Ablinger sei bereits im Mai 2020 mitgeteilt worden, dass seine Schilfbeet-Skulptur „nicht weiter gepflegt wird“. Der Streit ist symptomatisch für Konflikte, die in Sachen Kunst am Bau oder Kunst im öffentlichen Raum immer wieder auftreten: in Köln zankte sich der Aktionskünstler HA Schult mit dem damaligen Regierungspräsidenten Franz-Josef Antwerpes jahrelang über den Verbleib seines „Flügelautos“ auf dem denkmalgeschützten Zeughausturm. In Mannheim scheiterte die Künstlerin Nathalie Braun Barends mit ihrer Klage, die Kunsthalle zum Wiederaufbau von zwei Rauminstallationen zu zwingen, die beim Umbau demontiert wurden. Das Oberlandesgericht Karlsruhe urteilte, die Werke seien zwar vom Urheberrechtsgesetz geschützt, die „Interessen der Klägerin treten aber hinter die Interessen der Stadt Mannheim als Betreiberin und Eigentümerin der Kunsthalle zurück.“ Auch Peter Ablinger wird sich damit abfinden müssen, dass die meisten Kunstwerke oftmals nur temporär präsentiert werden und selbst aus Dauerausstellungen bisweilen im Depot verschwinden.


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