Berlin: Streit um Urheberschaft

19. September 2018 · Kulturpolitik

Anfang der 1970er Jahre ließen die DDR-Oberen die Großsiedlung Berlin-Marzahn errichten mit der Marzahner Promenade als Einkaufs- und Bummelmeile. 1990 wurde dort auch ein „Denkmal für die Erbauer Marzahns“ aufgestellt. Als Urheber werden die beiden Bildhauer Karl Hillert (1927-2004) und Karl-Günter Möpert (1933-2014) erwähnt, doch diese doppelte Urheberschaft ist umstritten: Hillerts Witwe Regina kämpft seit 2016 darum, dass eine falsche Zuschreibung in einem Nachruf des Bezirksamt Marzahn-Hellersdorf zum Tode Künstlers Möpert korrigiert wird, in dem nämlich Möpert als „Schöpfer des Denkmals“ apostrophiert wird. Das Bezirksamt brauchte immerhin ein Jahr dazu; und im Wikipedia-Eintrag werden auch im Jahr 2018 immer noch beide Bildhauer als Urheber erwähnt. Auch auf dem Bronzeguss der Skulptur sind beide Künstler notiert, doch der Kunsthistoriker Martin Schönfeld vom Kulturwerk des BBK ist nach Begutachtung der Entwürfe in Hillerts Nachlass davon überzeugt, dass Karl Hillert der eigentliche Schöpfer des Werks ist. Es heißt, wegen seines Rückenleidens habe Hillert den Auftrag für solch eine schwere Großsskulptur nur angenommen, weil Möpert ihm angeboten habe, bei der Realisierung zu helfen. Dies rechtfertigt jedenfalls juristisch und in der kunsthistorischen Zuschreibung keine doppelte Urheberschaft, wenn der Helfer keine eigenschöpferische Leistung, sondern nur technische Unterstützung einbringt. Regina Scheel, die im Bezirk für Kunst im öffentlichen Raum verantwortlich und laut „Tagesspiegel“ zumindest der Ansicht ist, dass Hillert „vermutlich den größeren Anteil am betreffenden Werk hat“, schlägt dem Kulturamt einen Kompromiss vor: eine Plakette an der Skulptur soll künftig die Inschrift tragen: „Karl Hillert in Zusammenarbeit mit Karl-Günter Möpert“. Richtig glücklich mit dieser Formulierung scheint laut „Tagesspiegel“ Witwe Hillerts aber auch damit nicht zu sein. Kunsthistoriker Schönfeld findet den Text ebenfalls nur „suboptimal“ und will noch einmal mit Frau Scheel reden.


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