Beyond Repair: Irakische Künstler ziehen Werke auf der 12. Berlin Biennale zurück

18. August 2022 · Kulturpolitik

Am 16. August 2022 teilten die Künstler Layth Kareem, Raed Mutar und Sajjad Abbas der Berlin Biennale mit, dass sie ihre Teilnahme an der 12. Berlin Biennale zurückziehen. Dies folgte auf den Eklat um das Werk des französischen Künstlers Jean-Jacques Lebel, welches Folterszenen aus dem Gefängnis Abu Ghraib im Irak zeigt.

Das Werk löste unter Iraker*innen großes Entsetzen aus, die sie in einem von Rijin Sahakian geschriebenen, zunächst auf Artforum am 29. Juli publizierten, von 15 Künstler*innen unterschriebenen offenen Brief kundtaten. Dieser wurde inzwischen von fast 400 Leuten unterschrieben. Hier heißt es “wir wehren uns entschieden gegen die rücksichtslose Reproduktion der Verbrechen der Invasoren.”

“Die Künstler – Sajjad Abbas, Raed Mutar und Layth Kareem – haben eine Kunstpraxis, die von ihren eigenen, sehr realen Erfahrungen im Widerstand gegen diese Gewalt geprägt ist.” Sie wären “niemals damit einverstanden gewesen, den Raum mit dem zu teilen, was in Abu Ghraib geschehen ist. Weder den Personen, die in diesen Bilder gezeigt werden, noch den irakischen Künstlern, deren Arbeiten in einem Folterspektakel verwendet wurden und deren Vertrauen in die Biennale missbraucht wurde, wurde Respekt gezollt.”

Am 15. August antwortete Kader Attia zusammen mit dem Künstlerischen Team bestehen aus Đỗ Tường Linh, Marie Helene Pereira, Noam Segal, and Rasha Salti öffentlich als Stellungnahme der Berlin Biennale als Antwort auf den offenen Brief “Beyond Repair. Zum Thema Folter auf der Berlin Biennale”: “Die Berlin Biennale hat den Brief von Rijin Sahakian mit großer Bestürzung gelesen. Wir entschuldigen uns dafür, dass die Platzierung der Werke der betroffenen irakischen Künstler in unmittelbarer Nähe des Werks von Jean-Jaques Lebel Ihnen großen Schmerz bereitet hat. Wir haben die Sensibilität der Situation unterschätzt.” Laut eigener Aussage haben Sie sich vorher bereits privat entschuldigt.

Rijin Sahakian Antwort vom 16. August deklariert: “Wir haben uns nicht dazu bewegen lassen, die Instrumentalisierung unserer Arbeit und unserer Identität als Iraker zu akzeptieren.” Damit ziehen sie ihre Beteiligung aus der 12. Biennale zurück. Diese reagierte heute mit einem offiziellen Statement: “Wir respektieren die Entscheidung der Künstler, auch wenn wir sie sehr bedauern. Die Werke von Raed Mutar und Sajjad Abbas waren bereits in enger Abstimmung mit den Künstlern an neue Ausstellungsorte verlegt worden. Alle drei Werke sind nun nicht mehr zu sehen.”

Dazu in Band 283 erschienen:


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