Biennale Venedig: Nordischer Pavillon heißt jetzt Samischer Pavillon

4. April 2022 · Biennalen

Auf dem Gelände der Biennale von Venedig betreiben Finnland, Norwegen und Schweden gemeinsam den Nordischen Pavillon. Er wurde jetzt -zumindest vorübergehend – in Samischer Pavillon umbenannt – ein Novum in der Geschichte dieser Biennale, in der solch eine Umbenennung vorher noch nie stattgefunden hat. Doch gerade die indigene Bevölkerung in Nordskandinavien führt uns vor Augen, dass die Grenzen von Nationalstaaten vielfach nicht mit Siedlungsräumen, d.h. Sprach- und Kulturräumen übereinstimmen. Die samische Bevölkerung lebt im Norden Norwegens, Schwedens, Finnlands und auf der russischen Halbinsel Kola. Die Selbstbezeichnung „Sami (=Sumpfleute) setzte sich erst nach 1970 im offiziellen Sprachgebrauch durch und löste den veralteten Begriff „Lappland“ ab. 1673 begann im schwedischen Teil eine Kolonisierung des Landes, bei der die Urbevölkerung mehr und mehr zurück gedrängt wurde. Als man dort Ende des 19. Jh. mit dem Abbau von Eisenerz begann, verschlechterten sich die Lebensbedingungen der Samen noch mehr. Die Künstler des Samischen Pavillons auf der jetzigen Biennale sind Pauliina Feodoroff, Máret Ánne Sara und Anders Sunna; sie wollen in den Pavillon Werke zeigen, die sich auf die Kämpfe ihrer Gemeinschaft beziehen; doch der Bergbau (oder woanders der Tagebau), der zur Verdrängung und zur Veränderung der Umwelt führt, ist gleichzeitig ein globales Phänomen, weshalb die künstlerischen Beiträge in übergreifender Weise die zerstörerischen Auswirkungen der Klimakrise, koloniale Strukturen und ihren Fortbestand in staatlichen, rechtlichen und kulturellen Institutionen thematisieren. In der Eröffnungswoche der Biennale organisiert Wanda Nanibush, Kuratorin für indigene Kunst an der Art Gallery of Ontario in Kanada, ein indigenes Treffen.”Es ist endlich an der Zeit, dass indigene Künstler ihren internationalen Moment haben”, erklärte sie gegenüber Artnet News: „Wir sind in bestimmten Momenten der Geschichte begehrter als in anderen, in der Regel nach großen Protestbewegungen”, sagte sie. “Bewegungen auf der ganzen Welt gegen Bergbau und Klimawandel – dann fangen die Menschen wieder an, auf indigene Völker, einschließlich Künstler, zu schauen, um Wege, Alternativen und Wege zu finden, um voranzukommen.“

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