Brasilianischer Kultursekretär imitiert Joseph Goebbels

20. Januar 2020 · Kulturpolitik

Vom NS-Propagandaminister Joseph Goebbels ist eine Rede vom 8. Mai 1933 überliefert, in der er erklärt: „Die deutsche Kunst des nächsten Jahrzehnts wird heroisch, sie wird stählern romantisch, sie wird sentimentalitätslos-sachlich, sie wird national mit großem Pathos… sein, oder sie wird nichts sein.“ In nur geringer Abwandlung dieses Textes äusserte sich der brasilianische Kultursekretär Roberto Alvim in einem Video, das seine Regierung auf Twitter postete: „Die brasilianische Kunst des nächsten Jahrzehnts wird heroisch sein und sie wird national sein… Oder sie wird nichts sein.“ Dass Alvim später auf Facebook behauptete, er habe nicht gewusst, wen er da imitierte, mag ihm kaum jemand abnehmen angesichts der weitgehenden Ãœbereinstimmung des Satzes. Angesichts der Empörung, die Alvim damit in Brasilien und ebenso in der Weltpresse auslöste, blieb seinen Vorgesetzten inm brasilianischen Regierungsapparat nur Alvims Entlassung übrig. Die rechtspopulistische Bolsonaro-Regierung hatte mit diesem Video ausgerechnet einen Kunstpreis promoten wollen. Im Hintergrund des Videos seien ein Porträt von Präsident Jair Bolsonaro und die brasilianische Nationalflagge zu sehen, weiß die britische Zeitung „The Guardian“ zu berichten. Unterlegt sei das Video mit Musik aus der Wagner-Oper „Lohengrin“. Gegen derlei zynisch-platte Propagandamethoden im Jahre 2020 hat auch die deutsche Botschaft in Brasilia protestiert: man stelle „sich jedem Versuch entgegen, eine Zeit zu banalisieren oder sogar zu glorifizieren, die unendliches Leiden für die Menschheit gebracht habe“.


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