Documenta: Neue Turbulenzen. Roth kündigt 5-Punkte Plan an - Vorsitzender des Documenta-Forums tritt zurück

23. Juni 2022 · Kulturpolitik

Die Turbulenzen in Kassel gehen weiter und immer neue Stimmen werden laut, nachdem das Banner “People’s Justice” des Künstler*innenkollektivs Taring Padi, auf dem Friedrichsplatz, wegen seiner offensichtlich antisemitischen Ikonografie im Laufe der Woche zunächst verhangen und schließlich abgehangen wurde. Kulturstaatsministerin Claudia Roth schlug gestern einen 5-Punkte-Plan vor: 1. lückenlose Aufklärung; 2. Klärung der Verantwortlichkeiten; 3. Einbindung des Bundes; 4. Strukturreform der documenta; 5. Vermittlung. Unterdessen wünscht sie sich mehr Einfluss und “…schlug vor, um sicher zu stellen, dass ‘keine weiteren antisemitischen Werke auf der Documenta ausgestellt werden’, sollten u.a. ‘unbedingt’ auch vom Zentralrat der Juden vorgeschlagene Expertinnen und Experten” hinzu gezogen werden. Generaldirektorin der documenta Sabine Schormann wiederum findet, dass “niemand in eine Documenta hineinregieren” sollte. “Es darf keine Einmischung in die künstlerischen Belange geben.” (Spiegel) Jörg Sperling, Vorsitzender des Documenta-Forums, argumentierte: Eine freie Welt müsse das ertragen. Das Werk sei eine Karikatur und damit durch die Kunstfreiheit gedeckt. Das war der nächste Eklat: das Documenta-Forum distanzierte sich von diesen Äusserungen, woraufhin Sperling von seinem Posten zurück trat. Auch Bazon Brock sprach davon, dass die Kunst im Namen der Kunstfreiheit liquidiert würde und nennt die documenta fifteen, die beste Documenta aller Zeiten. Dr. Josef Schuster vom Zentralrat der Juden in Deutschland hingegen findet die Entfernung richtig, doch damit ist für ihn “das Thema Antisemitismus sowie die Debatte über eine Nähe der diesjährigen Documenta zu BDS nicht abgehakt.” Immerhin kündigte Documenta-Geschäftsführerin Sabine Schormann eine gründliche Untersuchung “auf weitere kritische Werke” an. Im Interview mit der HNA erklärte sie das weitere Vorgehen: “Wir wollen den ausgesetzten Dialog wieder aufnehmen. Die documenta gGmbH wird gemeinsam mit der Bildungsstätte Anne Frank eine Podiumsdiskussion ausrichten – womöglich schon am kommenden Mittwoch. Das soll der Auftakt sein zu mehreren Gesprächen. Auf dem Friedrichsplatz wollen wir ebenfalls zusammen mit der Bildungsstätte Anne Frank und anderen zivilgesellschaftlichen Akteuren einen Begegnungsstand aufbauen, wo man auch einen Dialograum schaffen kann.”


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