Grüne Biennale: Die 2. Karachi-Biennale

23. Juli 2019 · default

“A Flight Interrupted: Eco-leaks from the Invasion Desk”. Der Titel der 2. Karachi-Biennale klingt wie der Titel eines Action- oder Science-Fiction-Films. Und um eine Katastrophe geht es tatsächlich im größten Kunstevent Pakistans, das Ende Oktober 2019 zum zweiten Mal eröffnen wird. Das Motto spielt auf den Artenverlust an, den die 20-Millionen-Metropole in den letzten Jahrzehnten erleben musste. Die exzessive Bebauung, insbesondere durch in die Vertikale strebende Hochhäuser hat die Zahl der niedrig fliegenden Vögel in der Küstenstadt am Arabischen Meer drastisch dezimiert.

Der Vorgang steht stellvertretend für die ökologische Krise, nicht nur in der Stadt, sondern auch weltweit. Deshalb hat die 2. Ausgabe der von zu viel Beton, Hitze und Abgasen geplagten Stadt in diesem Jahr über 100 KünstlerInnen aus aller Welt eingeladen, Arbeiten zur Entgrünung des Planeten, weltweiter Verschmutzung und der Zerstörung der Küsten zu entwickeln. „KB 19 lädt Künstler dazu ein, in Beton gegossene und in ausgestorbenen Arten, verschwendeten Körpern, sterilem Land und vergiftetem Wasser geronnene Mythologien der Entwicklung in Frage zu stellen. Bauen Sie ein Öko-Archiv des persönlichen und nationalen Gedächtnisses auf“, heißt es in einer Erklärung der Biennale.

Gegründet wurde die Karachi-Biennale 2016 durch eine zivilgesellschaftliche Initiative von Art-Professionals, Künstler- und ErzieherInnen, an deren Spitze die Kunstkritikerin und Kuratorin Niilofur Farrukh steht. Ein Schwerpunkt der Biennale ist „Kunst im öffentlichen Raum“.  Die erste Ausgabe 2017 unter dem Motto „Witness“, unter der Kuratorenschaft des Künstlers Amin Gulgee mit über 180 KünstlerInnen in zwölf Locations fand international ein positives Echo. 2019 sollen auch die vergessenen Gärten Karachis im Mittelpunkt stehen. Zur Vorbereitung der KB19, die von dem pakistanischen Künstler Muhammad Zeeshan kuratiert wird, fanden zwischen Januar und März dieses Jahr Roundtables zu Urbanisierung, Displacement, Fake News und Sicherheitsbarrieren statt. Zusammen mit dem Orangi Pilot Projekt, einer in den 80er Jahren gegründeten Selbsthilfeorganisation von Hausbesetzern am Stadtrand von Karachi hat die Biennale ein Residency Projekt entwickelt und eine Kinderbibliothek für Orangi eingerichtet.

Auf der zweiten Ausgabe im Oktober sollen fünf Preise vergeben werden: Der Mahvash und Jehangir Siddiqui Prize für das beste Werk der Biennale; der HB Habib Lifetime Award für eine/n KünstlerIn, dessen Werk sich über vier Jahrzehnte erstreckt: einen Publikumspreis; einen Preis für Emerging Artist und einen Preis für Performance-Kunst. Angesichts des Themas ist es nicht verwunderlich, dass sich die KB19 zur „Grünen Biennale“ erklärt hat. Die Schweizer Designerin Nele Deshmann soll zum ersten Mal für eine Großausstellung in Pakistan ein komplett nachhaltiges Design entwickeln. So soll in Zukunft eine App den gedruckten Biennale-Guide ersetzen. „Wir haben eine Verantwortung, unseren C02-Fußabdruck so weit wie möglich zu minimieren, indem wir mit ökologischem Material arbeiten“, sagt Kurator Zeeshan.

Ingo Arend

Termine: 2. Karachi-Biennale, 26.10.-8.11.2019

https://karachibiennale.org

Dazu in Band 206 erschienen:


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