Ilya Khrzhanovsky darf Berliner Mauer nicht bauen

23. September 2018 · Kulturpolitik

Von 1961 bis 1989 war der Westteil Berlins vom Osten durch eine Mauer mit Stacheldraht und Wachtürmen rigoros abgetrennt; wer mit einem Passierschein oder mit einem Touristen-Tagesvisum von Westberlin aus z.B. am Bahnhof Friedrichstraße die Grenze passieren wollte, der musste umständliche und oft schikanöse Passkontrollen von den DDR-Grenzwächtern über sich ergehen lassen. Diese Atmosphäre wollte der russische Filmemacher Ilya Khrzhanovsky mit seinem Projekt „DAU Freiheit“ wieder aufleben lassen: sein Konzept, das er zusammen mit den Berliner Festspielen entwickelte, sah vor, ein Häuserkarree in Berlin-Mitte komplett mit einer 800 m langen Betonmauer abzugrenzen. Besucher sollten dann wie früher „Visas“ kaufen und vor dem Betreten ihre Handys abgeben, um anschließend hinter dieser Mauer eine andere fiktive Welt mit einem diktatorischen System zu erleben. Obwohl Kulturstaatsministerin Monika Grütters sich „auf das Projekt gefreut“ hatte und den „Mut zum Experiment“ lobte, und ebenso der Berliner Kultursenator Klaus Lederer das Vorhaben „als Mahnung an die Gegenwart“ verstanden wissen wollte, sagten das Bezirksamt Mitte und die Berliner Verkehrslenkung das Vorhaben ab. Verkehrssenatorin Regine Günther begründete dies mit einem mangelnden „Sicherheitskonzept“, denn Polizei und Feuerwehr verweigerten die Zustimmung, weil die „vorgelegten Evakuierungsszenarien unzureichend“ seien. Die grüne Stadträtin im Bezirk Mitte Sabine Weißler vermisste zudem eine Baugenehmigung für die Betonteile und sorgte sich, es könne wegen der vielen Baustellen entlang des Boulevards Unter den Linden „kein geeigneter Ort“ zum Eintrittskartenverkauf gefunden werden. Außerdem hätten die Anwohner befragt werden müssen, ob sie mit dem Spektakel einverstanden seien. Andere notwendige Unterlagen seien zu spät eingereicht worden; „aus Zeitgründen“ hätte damit eine Genehmigung nicht mehr rechtzeitig erteilt werden können. Die Berliner Festspiele kündigten an, die fehlenden Unterlagen nachzureichen. Laut Presseberichten wäre mit einer Umsetzung des Projekts realistischerweise aber erst 2019 zu rechnen.


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