Mistelbach: Protest gegen Nitschs Sechs Tage-Spiel

27. März 2023 · Kulturpolitik

Nach dem Ableben von Hermann Nitsch 2022 widmet das nitsch museum in Mistelbach die derzeitige Jahresausstellung „Hermann Nitsch – Das 6-Tage-Spiel“ dem Orgien-Myterien-Thetaer (o.m.-Theater) des Künstlers. „Das 6 tage dauernde Spiel des o.m. Theaters soll das grösste und wichtigste Fest der Menschen werden (es ist ästhetisches Ritual der Existenzverherrlichung). Es ist gleichzeitig Volksfest und zu bewusstsein gebrachtes Mysterium der Existenz“, heißt es dazu auf der Website der nitsch foundation. Doch eine Plattform namens „Stopp Missbrauch“ sieht das offenbar anders: „Demo gegen Ausstellung im Museum für Hermann Nitsch geplant“, meldete „Die Presse“. Der Protest richtet sich gegen „Glorifizierung von Sodomie, Blasphemie, Vergewaltigung, Mord und Pädophilie”. Die Demonstration tritt „für den Erhalt einer gesunden Kunst- und Kulturszene zum Wohle unserer Kinder“ ein, wobei allein schon die Wortwahl „gesunde Kunst- und Kulturszene“ bedenklich klingt. Die Vorwürfe beziehen sich auf einen alten Text von Hermann Nitsch aus den 1970er Jahren, und Michael Karrer, künstlerischer Direktor des nitsch museums, weist die Vorwürfe zurück: Nitsch sei es um „all diese abgründigen Facetten der Menschheit“ gegangen. Karrer geht davon aus, dass „kein einziger dieser Demonstranten jemals persönlichen Kontakt mit dem Menschen Hermann Nitsch hatte oder nur eine einzige Erfahrung vorliegt, die diese Vorwürfe bestätigen kann“. Christoph Mayer, Geschäftsführer des MAMUZ-Schloss Asparn/Zaya Museum Mistelbach, ergänzt in den NÖN-Niederösterreichischen Nachrichten: „Wer sich mit dem Werk des Künstlers beschäftigt hat oder ihn auch selbst gekannt hat, weiß aber, dass sich in seiner Person und seiner künstlerischen Arbeit zu keiner Zeit Vorwürfe dieser Art bestätigen lassen.“ Hermann Nitsch selber hatte sich zu Lebzeiten beschwert, dass seine Texte oft aus dem Zusammenhang gerissen präsentiert wurden, „ohne den formal-ästhetischen als auch tiefenpsychologischen und philosophischen Gesamtzusammenhang zu wissen und zu begreifen.“

Dazu in Band 111 erschienen:


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