Protest gegen Trump: Christo gibt Projekt auf
Bei ihren Verhüllungsprojekten hatten Christo und Jeanne-Claude immer wieder jahrelange Kämpfe mit der Bürokratie auszutragen: drei Jahre lang dauerten z.B. die Vorbereitungen für das Projekt „Running Fence“ 1976 mit einem Zaun aus Stoffbahnen quer durch die kalifornische Landschaft. Trotz der Hilfe von neun Anwälten endete die Realisierung für das Künstlerpaar in einem finanziellen Desaster, denn wegen einer einzigen noch fehlenden Genehmigung waren schließlich 60.000 Dollar Geldstrafe fällig. Bis Christo und Jeanne Claude 1995 den Berliner Reichstag verhüllen durften, hatte es auch jahrelanger Überzeugungsarbeit bedurft, ehe das Bundestagspräsidium endlich grünes Licht gab. Eine Überspannung des Arkansas River im Bundesstaat Colorado („Over the River“) mit frei schwebenden Stoffbahnen auf einer Länge von etwa 10 km nahmen sich Christo und Jeanne Claude bereits 1992 vor. In diesem Jahr entstanden dazu auch erste Skizzen. Zwanzig Jahre lang arbeitete Christo schließlich an den Plänen für dieses temporäre Projekt, gegen das Umweltschützer opponierten. Christo nahm ihre Einwände ernst, versuchte ihnen entgegen zu kommen, führte Materialtests durch, und fünf Jahre lang tauschten seine Anwälte Schriftsätze mit den Behörden aus, beantragten Bewilligungen. All das verschlang im Laufe der Jahre rund 15 Mill. Dollar an Kosten. Nun hat Christo dieses Projekt endgültig abgesagt. Er wolle nicht länger abwarten und stattdessen nun lieber seine Zeit, Energie und Geld in das Projekt „The Mastaba“ stecken, das er seit 1977 verfolgt – eine 150 m hohe Skulptur aus Ölfässern in der arabischen Wüste. Doch nicht nur von der US-Bürokratie ist Christo enttäuscht – explizit nannte er nämlich die Wahl Donald Trumps zum neuen US-Präsidenten als Hauptgrund für die Absage von „Over the River“: das Gelände am und mit dem Fluss ist Bundeseigentum, und damit wäre die Regierung in Washington sein Projektpartner bzw. “Vermieter”, doch Christo „did not want it to benefit its new ‘landlord’ President Donald Trump“, wie ihn die „New York Times“ zitiert.
Dazu in Band 242 erschienen: