Sindelfinger Biennale: "Wichtiges Zeichen in Corona-Zeiten"

24. November 2020 · default

Der Begriff „Biennale“ ist nicht nur für Festivals reserviert, die im weitesten Sinne der Hochkultur zuzurechnen sind, sondern er wird auch längst für Veranstaltungen im eher populärkulturellen oder auch im sozio-kulturellen Bereich reklamiert (abgesehen davon, dass die elitäre bildungsbürgerliche Unterscheidung zwischen U- und E-Kultur bzw. zwischen Hoch- und Volkskultur längst obsolet geworden ist, wie unlängst auch Herbert Grönemeyer beklagte angesichts einer asymmetrischen staatlichen Nothilfeförderung dieser Bereiche in Zeiten der jetzigen Pandemiekrise). Jedenfalls meldeten die „Stuttgarter Nachrichten“, die Sindelfinger Biennale solle vom 26. Juni bis zum 17. Juli 2021 „auf jeden Fall“ stattfinden – als ein Festival von „Kulturschaffenden, Vereinen und Bürgern der Stadt“. Allerdings wurde das „Budget wurde um die Hälfte auf 125 000 Euro gekürzt. Und ob alle Veranstaltungen wie geplant stattfinden können, das werde von der dann herrschenden Corona-Lage abhängen, sagte der Kulturamtschef Horst Zecha“. Das Motto lautet „Märchenhaftes Sindelfingen“, und es ist parabelhaft und symptomatisch in einer Situation, in welcher der Bundesgesundheitsminister uns zum Verzicht auf Kurzweil und Zertstreuung „bis zum Frühjahr“ einschwört, viele sich jetzt aber nicht nur nach Geselligkeit sehnen, sondern auch nach „Kultur als geistiger Nahrung“, die das Internet aber nur bedingt bieten kann: Film, Radio, Fernsehen und auch das Internet haben in den vergangenen 100 Jahren Live-Konzerte und Zirkusvorführungen mit Manegengeruch nicht verdrängen können, und im Schauspielberuf oder in der Art Performance hat bislang noch jeder und jede die Erfahrung gemacht, dass der Bühnenauftritt vor Publikum den darstellenden Künsten eine ganz andere Intensität ermöglicht als das Agieren vor der Studio-Kamera – für Künstler wie Publikum. Deswegen wertet Carola Riehm von den Sindelfinger Grünen diese lokale Biennale als ein „wichtiges Zeichen in der Corona-Zeit“, und auch Kurt-Heinz Kuhbier von der lokalen CDU erklärt: „Es ist wichtig, dass wir die Biennale nicht aussetzen, sondern als Kontrapunkt gerade auch für die Kulturschaffenden in dieser schwierigen Situation setzen“. Und wo die Autoindustrie und die Luftfahrtbranche dank ihrer offensiven Lobbyarbeit mit staatlichen Subventionen ökonomisch weiter beatmet wird, der Kulturbereich bei Finanzminister Olaf Scholz und manchen seiner Kabinettskollegen hingegen anscheinend als weniger „systemrelevant“ gilt und deswegen darbt, moniert die Sindelfinger SPD über den gekürzten Zuschuss für diese Biennale zu Recht: „Wir finden es schwierig, dass dieser halbiert wurde“. https://www.biennale-sindelfingen.de/


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