Was darf Satire?

23. Januar 2015 · Museen & Institutionen

Das Museum Wilhelm Busch in Hannover, das Caricatura-Museum in Frankfurt am Main, die Caricatura in Kassel, das österreichische Karikaturmuseum Krems sowie das Cartoon-Museum Basel stellen im Frühjahr 2015 in einer gemeinsamen Online-Ausstellung das französische Satiremagazin „Charlie Hebdo“ vor. Dabei werden auch Arbeiten der Zeichner gezeigt, die bei dem Terroranschlag in Paris getötet wurden. Das Projekt will „sachlich und wissenschaftlich“ analysieren, was Satire dürfe. Inzwischen rief auch das Festkomitee Kölner Karneval seine Mitgliedsgesellschaften dazu auf,  man möge sich bei den Karnevalsveranstaltungen dieser Session einen Bleistift an „Litewka, Uniform oder Tanzkostüm“ heften, als „Zeichen für Narren- und Meinungsfreiheit“, denn „die Freiheit der Narren und die Persiflage ist wesentlich und gleichzeitig gehört es zur Kultur unseres Fasteleers, alle Menschen einzuladen, friedlich mit uns zu feiern…“. In der europäischen Kunstgeschichte taucht die Figur des Narren bekanntlich seit dem 12. Jh. in Psalter-Illustrationen auf, wo der Narr als Unweiser den weisen König David verhöhnt. Auch in Darstellungen des Spätmittelalters symbolisiert der Narr zumeist eine Gottesferne, bisweilen sogar eine Nähe zum Teufel. Die „Narrenfreiheit“ des Hofnarren indes sollte den Herrscher vor allzu viel Hochmut bewahren und ihn immer an seine eigene menschliche Unzulänglichkeit und Vergänglichkeit erinnern. Die Satire definierte Friedrich Schiller 1795 folgendermaßen: „In der Satyre wird die Wirklichkeit als Mangel dem Ideal als der höchsten Realität gegenübergestellt“, und in ähnlicher Weise beschrieb auch Kurt Tucholsky den Satiriker als „gekränkten Idealisten“. Wo die Grenze zwischen Satire und Blasphemie liegen könnte, erläutert die Journalistin Carla Köhler auf „tagesschau.de“:: „Die Karikaturen von ‘Charlie Hebdo’ provozieren. Mit teils derber Kritik nehmen sie religiösen Fanatismus aufs Korn. Die Karikaturen setzen sich inhaltlich mit dem Thema auseinander. Daher ist das keine Blasphemie.“


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