Whistleblower-Skulptur
Eine freie Presse gilt als „vierte Gewalt“ der demokratischen Kontrolle, und in unseren Tagen verlängert sich ein investigativer Journalismus ins Internet und seine technischen Möglichkeiten, Transparenz zu schaffen. Die „Washington Post“ deckte seinerzeit den „Watergate Skandal“ auf, als 1972 Einbrecher versuchten, im Washingtoner Zentrum der Demokratischen Partei Abhörwanzen zu installieren. Der „Missbrauch von Regierungsvollmachten“ durch die Administration des republikanischen Präsidenten Richard Nixon führte seinerzeit in den USA zu einem schweren Verfassungskonflikt und 1974 zum Rücktritt Nixons. Wie sehr Nachrichtendienste auch heute noch mit ihren Abhörpraktiken im Trüben fischen, wissen wir nur dank der Veröffentlichungen seitens sogenannter „Whistleblower“, denn die jüngsten Skandale machten publik, dass eine parlamentarische demokratische Kontrolle der Geheimdienste immer noch nicht angemessen funktioniert: der „Spiegel“ berichtete in seiner Ausgabe 18/2015, was ein Unterabteilungsleiter des BND im Untersuchungsausschuss des Deutschen Bundestages über die Kooperation mit den US-Kollegen der NSA in der Abhörstation in Bad Aibling aussagte. Dass die USA auch deutsche Behörden und Unternehmen durch Einschmuggeln bestimmter Suchfaktoren in den Datenabgriff ausspioniert haben könnten, sei ihm nicht aufgefallen. „Die Mitglieder des NSA-Untersuchungsausschusses fühlten sich belogen“, bilanzierte das Nachrichtenmagazin. Wenn das tatsächlich so sein sollte, nehmen Whistleblower wie Julian Assange und Edward Snowden wohl eine notwendige Aufklärungsfunktion wahr, indem sie ein Korrektiv im Gewebe der Desinformation schaffen. Der Künstler Davide Dormini setzte ihnen nun auf dem Berliner Alexanderplatz ein Denkmal in Form einer Bronzeplastik mit dem Titel „Anything to say“. Die Whistleblower Chelsea Manning, Julian Assange und Edward Snowden sitzen auf drei Stühlen. Der vierte Stuhl bleibt zunächst leer. Er kann von Passanten benutzt werden: „Stell‘ dich auf den Stuhl, mach’ ein Foto und zeig es der Welt – das ist deine Statue!“ Mit diesen Worten ruft der italienische Bildhauer dazu auf, sich diesem Monument der Meinungsfreiheit anzuschließen und Teil des Kunstwerkes zu werden. Von Juni bis September 2015 gastiert die Skulptur im Rahmen der „Ostrale“ in Dresden, bevor sie an weiteren öffentlichen Orten aufgestellt wird. www.anythingtosay.com