Wolfgang Tillmans im Hamburger Kunstverein

30. August 2017 · Museen & Institutionen

30 Jahre spielen im Leben von Wolfgang Tillmans eine zahlensymbolische Rolle. Denn dreißig Jahre nach den ersten Aufnahmen im Jahre 1986 brachte er 2016 eine Platte mit dem Titel” 2016 / 1986 EP” heraus, die sein musikalisches Schaffen dokumentiert. Damals war er gerade zum Zivildienst von Remscheid nach Hamburg gezogen und blickt nun auf 30 Jahre künstlerisches Schaffen zurück. Dass der Hamburger Kunstverein ausgerechnet Tillmans einlud, zum 200jährigen Jubiläum eine Einzelausstellung zu bespielen, ist stimmig, denn in Hamburg hatte er 1988 seine erste Ausstellung in eiunem Café und 1998 seine erste Professur – da war er durch seine Fotoporträts schon international bekannt. “Für den Kunstverein in Hamburg realisiert Tillmans eine raumfüllende Installation, die vom Ort ausgehend den speziellen Charakter der benachbarten alten Markthalle wie auch deren außenliegenden urbanen Kontext zum Ausgangspunkt nimmt, um sein zunehmend gesellschaftspolitisches Engagement neu zu artikulieren. Raum und skulpturales Denken sind, wie gerade in den präzise inszenierten Ausstellungen der letzten Jahre deutlich wird, ein zentrales Element im Werk von Wolfgang Tillmans und erfahren hier eine neue Dringlichkeit. Speziell für den Kunstverein hat er eine Vier-Kanal-Soundarbeit geschaffen, die seiner Beobachtung zu Grunde liegt, dass ‘wenn ich im großen Saal stehe, ich immer eine sehr starke akustische Wahrnehmung der Außenwelt, Straße und Schiene, habe, gerade weil ich diese durch die hohen Fensteransätze nicht sehen, sondern nur hören kann’. Der Anspruch seiner Fotografie wird auf die Medien Sound und Video übertragen, welche kombiniert werden mit den Tischen Truth Study Centre (Time / Mirrored), die die Idee des Ausstellungstitels, der Spiegelung von historischen Zeitabständen, in einzelnen auf Papier gedruckten Sätzen fortsetzen.” Im Ausstellungstitel und auf dem Bildmotiv mit Briefmarken für die Einladungskarte verweist der 1968 geborene Wolfgang Tillmans auf die Jahreszahlen 1943, 1973 und 2003. Es sind Eckdaten deutscher und internationaler Geschichte, die die Biografien seiner Generation geprägt haben: die deutsche Niederlage in der Schlacht von Stalingrad 1943 gilt als psychologischer Wendepunkt für die Kriegsführung im Zweiten Weltkrieg und als Beginn des Niedergangs des Deutschen Reiches, in dem die Eltern und Großeltern von Tillmans Generation groß wurden. 1973 steht für die alte Bundesrepublik, in der Tillmans selbst aufwuchs, und das Jahr 2003 kann man als einen zeitlichen Markierungspunkt für die Epoche einer Globalisierung von Politik, Wirtschaft und Kulturbetrieb annehmen und für die daran anknüpfenden intellektuellen Selbstvergewisserungen der heute tonangebenden Künstler. www.kunstverein.de


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