Göksu Kunak
„Für mich stellt sich immer die Frage, wo mein eigener Körper in der Gesellschaft steht“
Ein Gespräch von Ann-Katrin GÜNZEL
Die Performances von Göksu Kunak (they / them, * 1985 in Ankara) sind aus dem aktuellen Kunstbetrieb nicht mehr wegzudenken. Kaum eine große Eröffnung oder ein Festival, auf dem Kunak nicht mit ihren Performer*innen popkukturell aufgeladene Kunst-Geschichte(n), verwoben mit aktuellen sozial-politischen Geschehnissen und zahlreichen interkulturellen Verweisen, aufführt. Nackte Körper, laute Beats, Poledance, Autos, knallrote Plateauschuhe, Netzstrumpfhosen, muskelbepackte Bodybuilder und laszive Posen – das alles lässt zunächst nicht unbedingt an die großen Werke vergangener Epochen denken und doch ist Kunaks Arbeit voll mit Verweisen aus der Kunst geschichte. Sie ist Tänzer*in, Autor*in und For-scher*in hat in Ankara Kunstgeschichte studiert, bevor sie 2012 nach Berlin immigriert ist, wo sie derzeit lebt und arbeitet. Dieses Jahr hat Kunak den Kunstpreis für Darstellende Künste der Akademie der Künste Berlin erhalten. In Hannover hatte sie gerade in der Kestner Gesellschaft eine Ausstellung mit dem Titel Don’t let them shoot the Kite (26.4.– 20.07.2025), eine Auseinandersetzung mit der Geschichte der Migrant*innen aus der Türkei in /nach Hannover, in der sie Lebensrealitäten im Kontext von Zugehörigkeit und Selbstbestimmung thematisiert.
Ich treffe Göksu Kunak im Mai während des Münchner Kunstfestivals Various Others im Bayrischen Hof, nachdem sie am Abend zuvor ihre Performance ATTENTION im Luitpoldblock aufgeführt hat. In ATTENTION hat sie mit vier weiteren Tänzer*innen ein ganzes Archiv an Posen und Gesten gezeigt, das von der Körperfitness als zeitgenössischer Ästhetik in einer Logik der permanenten Optimierung, über…